Ein Doppelleben zwischen Pflicht und Neigung
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Kurt Magritz (1909 – 1992), der Künstler, der in Dresden, Leipzig und Berlin gelebt hatte, stand lange Zeit im Schatten seiner kulturpolitischen Tätigkeit als Chefredakteur der Illustrierten Rundschau von 1950 bis 1954, bei der er mit Texten und Vorträgen die von der Sowjetunion angeordnete Kampagne gegen den Formalismus maßgeblich unterstützt hatte. Obwohl sich diese viele Künstler und Kunsthistoriker verletzenden Äußerungen auf knapp fünf Jahre seines Lebens beschränkten, galt er bis zum Ende der DDR und darüber hinaus neben Alfred Kurella als der am meisten verhasste Kulturfunktionär. Kaum jemand wusste damals in der DDR und weiß auch heute noch nicht, dass sich hinter der Fassade des linientreuen Parteigängers der Sowjetunion ein höchst sensibler Dichter und vor allem ein Maler und Zeichner verbarg, der zwischen 1927 und 1979 ein Werk von annähernd 450 Gemälden, Pastellen, Aquarellen, Feder- und Tuschzeichnungen, Holz- und Linolschnitten hinterlassen hat. Seine Werke befinden sich in so bedeutenden Museen wie dem Deutschen Historischen Museum in Berlin, dem Museum der bildenden Künste Leipzig, dem Militärhistorischen Museum Dresden, dem Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder), der Universität in Tallin und der Eremitage St. Petersburg. Nach einer ersten monografischen Ausstellung 1946 in der Wandelhalle des Leipziger Rathauses erhielt Magritz erst 1967 wieder eine Ausstellung in einem öffentlichen Museum, im Albertinum Dresden. Der Verband Bildender Künstler weigerte sich bis 1978, ihn als Mitglied aufzunehmen und ihn als Kollegen zu akzeptieren. Mit dieser Publikation soll der ‚Formalist’ Kurt Magritz, der vor und nach seinem Kampf gegen den sogenannten Formalismus zwischen 1951 und 1955 in Leipzig und Ost-Berlin seine künstlerische Arbeit sehr produktiv betrieben hatte, neu entdeckt werden. Sein Leben und Wirken in zwei Diktaturen war immer auch ein Doppelleben zwischen Pflicht und Neigung, künstlerischer Überzeugung und politischer Anpassung. Dennoch gibt es zwei Konstanten, die sein Leben und Werk auszeichnen: Die Geradlinigkeit, mit der er bis zu seinem Lebensende politisch zu seinen Überzeugungen als Kommunist und künstlerisch zu den Formen der Moderne stand. Magritz sah, wie viele seiner Generation, in der „gestrengen Erzieherin“ (Uwe Johnson) DDR eine Diktatur gegen die Leute, die sein Leben beschädigt hatten. So bleibt letztendlich die Identität der Person trotz taktischer Wandlungen und der Ungleichzeitigkeit von künstlerischer Arbeit und Bautätigkeit für die Firma Bruno Kost sowie kunstpolitischer Praxis auch für Kurt Magritz bestehen. Eckhart J. Gillen (aus dem Text der Monografie).