Interkulturelles Gedächtnis
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Ausgehend von Interpretationen zu literarischen Texten des 21. Jahrhunderts, in deren Zentrum Ost-westliche Transfers stehen, macht die Monographie auf einen blinden Fleck der zeitgenössischen Debatte um das kulturelle Gedächtnis aufmerksam. Sie stellt diesem Begriff den des Interkulturellen Gedächtnisses als Ergänzung an die Seite, um terminologisch pointiert zu fassen, was das Anliegen der untersuchten Texte ist. Es geht ihnen um marginalisierte Erinnerungen von Migranten und Migrantinnen, Sexarbeiterinnen oder politisch Verfolgten und – mehr noch – um den semantischen Kampf, diese Marginalisierungen ansprechen zu können. Die Ursache der Unmöglichkeit des Sprechens über diese Erinnerungen, die teilweise so weitreichend ist, dass das Erinnern selbst nicht mehr oder nur noch rudimentär möglich ist, sehen die Texte im Fehlen von angemessenen Formen des Erinnerns. Dass ausgerechnet in der Kunstform Literatur die Möglichkeit gegeben ist, auf das Fehlen dieser Sprachformen hinzuweisen, liegt nicht zuletzt daran, dass es ihr möglich ist, neue Formen und Formulierungen zu (er)finden, indem Aporien oder Widersprüchlichkeiten als solche ausgestellt werden können. Die Texte tun dies – wo es gelingt – vor allem durch den Transfer und das Verweben verschiedener Gedächtniskulturen, die nicht immer international, aber doch immer interkulturell sind.