Dämonische Verführer
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Seit mehr als zwei Jahrhunderten beißen sich Vampire weltweit durch diverse Medien. Zu allen Zeiten transportierte das Vampirmotiv psychologische, wissenschaftliche sowie religiöse und gesellschaftskritische Aussagen. Die sexuelle Symbolkraft des Vampirs tritt jedoch am offensichtlichsten in der klassischen europäischen Vampirliteratur hervor. Die dort dargestellten Vorstellungen von Erotik haben nicht nur eine komplexe Beziehung zur Sexualität innerhalb der jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung: Zum Bedeutungskern des Vampirismus gehört auch das Geschlecht im Sinne von Gender. Dieses Buch untersucht, wie die weibliche Blutsaugerin in der Literatur des 19. Jahrhunderts dargestellt wird. Neben einem Einblick in die antiken Vorstellungen von blutsaugenden Dämoninnen werden auch die gesellschaftlichen Erwartungen an die Rolle der Frau des 19. Jahrhunderts sowie die zeitgenössischen Vorstellungen weiblicher Sexualität thematisiert, welche sich auf das Bild der Vampirin auswirkten. Als Vorläufer des literarischen Vampirmotivs wird Goethes „Braut von Korinth“ betrachtet. Die Werke von Sheridan Le Fanu und Bram Stoker, die das Bild der vampirischen femme fatale maßgeblich geprägt haben, rücken ebenfalls in den Fokus. Auch die Konzeption der männlichen Vampire wird in dieser Analyse nicht vernachlässigt. „Dracula“ und Lord Byrons Textfragment sowie John William Polidoris Erzählung „Der Vampyr“ werden im Hinblick auf die Sexualität, die homosexuelle Komponente des Motivs, die Beziehungen der Geschlechter sowie die literarischen Entwürfe von Weiblichkeit und Männlichkeit betrachtet. Den Abschluss der Arbeit bildet ein Ausblick in das 21. Jahrhundert: Stephenie Meyers „Twilight“-Tetralogie wirft einen weiblichen Blick auf das Phänomen Vampir(in) und gehört mittlerweile fest zur amerikanisch-europäischen Populärkultur.