Waren, Welt und Wirtschaftswunder
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Es verwundert kaum, dass es im 19. Jahrhundert auch und vor allem die Große Straße war, an der sich die immensen wirtschaftlichen und städtebaulichen Umwälzungen deutlicher bemerkbar machten als anderswo in Osnabrück. Hier entstanden früh Kaufhäuser, und als es darum ging, durch welche Straßenzüge die neu zu bauende Straßenbahn geführt werden soll, war es die Große Straße, durch die schließlich sogar beide Linien fuhren. Geht es um die Jahre zwischen 1895 und dem Ersten Weltkrieg, sind sich die Historiker darüber einig, dass die Wirtschaft des Deutschen Reiches in dieser Zeit eine beeindruckende Dynamik mit imponierenden Wachstumsraten auszeichnete. Allein die Gesamtproduktion von Handwerk und Industrie verdoppelte sich, und die Wertschöpfung der gesamten Volkwirtschaft wies eine Steigerung von 75 Prozent auf. Zudem spielte die deutsche Wirtschaft mit ihren steigenden Exportquoten international eine bedeutendere Rolle. Der „große Sprung“ war in der Tat beeindruckend und ist in der deutschen Geschichtsschreibung entsprechend ausführlich behandelt worden. Was dabei allerdings stets etwas zu kurz kam, ist die aus diesem Prozess resultierende Entstehung der Massenkonsumgesellschaft mit ihren bis heute die Gesellschaft prägenden wirtschaftlichen und sozialen Determinationen. Dieser Ausstellungskatalog will ein wenig dazu beitragen, dieses Defizit zu verringern, indem er am Beispiel einer Straße zeigt, wie die tiefgreifenden Umwälzungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts das Gesicht einer deutschen Kleinstadt veränderten.