Trauma und Schule
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AuszugIst es Ihnen auch schon passiert, dass Sie sich bei Ihrer Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen schlichtweg über-fordert fühlten? Dass Sie sich fragten, was Sie überhaupt als Lehrperson oder Sozialpädagogin hier zu suchen haben? Oder wie Sie überhaupt dazu gekommen sind, einen solchen Beruf zu wählen? Ist es Ihnen auch schon passiert, dass Sie bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen starke negative Gefühle empfunden haben? Dass Sie sich über Eltern von Schülerinnen und Schülern noch lange nach dem Gespräch geärgert haben? Mir passieren solche Situationen auch heute noch, nach vielen Jahren der Praxis, aber glücklicherweise etwas weniger oft. Dazu hat mir meine Zusatzausbildung im Bereich Trauma geholfen und das heutige Wissen, dass rund die Hälfte unseres Gehirns kognitiv nicht steuerbar ist. Diese Sichtweise eröffnet uns ganz neue Zugänge, mit schwierigen Situationen und Störungen im Unterricht umgehen zu können. Das Lesen und Sprechen über psychische Traumatisierungen kann schwierig sein. Es können Bilder vor dem inneren Auge auftauchen, von Lernenden, von Freunden und Kolleginnen oder Bilder aus dem eigenen Leben, die uns beunruhigen und die vielleicht schwer zu ertragen sind. Es ist aber gleichzeitig eine Chance, schwierige Erlebnisse besser einordnen zu können und sich viel-leicht sogar mit ihnen auszusöhnen. Früher unterrichtete ich in einem Schulheim Jugendliche mit besonderem Verhalten. Als Fachpädagogin / Fachberaterin Psychotraumatologie SIPT arbeite ich heute an der Fachstelle Förderung und Integration im Kanton Basel-Stadt, wo ich mich speziell um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund kümmere, die noch zusätzliche seelische Belastungen zu tragen haben. Daneben bin ich als Dozentin in der Lehrpersonenfortbildung tätig, und versuche, das Verständnis für oft kaum steuerbare seelische Abläufe zu wecken und somit den Schulalltag konfliktfreier und entspannter werden zu las-sen. Die Thematik ist komplex, diese Broschüre beleuchtet daher nur einen Teil davon. Sie ist auch keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Leitfaden für die Praxis. Ihr Inhalt stützt sich auf das Fachwissen, das ich durch meine Ausbildung am Schweizer Institut für Psy-chotraumatologie (SIPT) gewonnen habe, auf das Studi-um von Fachliteratur und auf meine Erfahrungen als Lehrerin, Dozentin, Supervisorin und Fachbeauftragte. Ich möchte mich bei allen, die mich unterstützten, ganz herzlich bedanken: Bei meinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern, die mir immer wieder Impulse gaben, mein Repertoire als Lehrerin zu erweitern, bei meinen Kolleginnen und Kollegen und vor allem auch bei Frau PD Dr. Rosmarie Barwinski, die mich mit ihrem grossen Fachwissen unterstützte. Ein ganz spezieller Dank geht an meinen jetzigen Arbeitgeber, an das Erziehungsdepartement Basel-Stadt und an meine ehemalige Vorgesetzte, Frau Dr. Noortje Vriends, die mit Weitblick die Bedeutung der Traumapädagogik früh erkannten. Marianne Herzog