Blickpunkt Tapentadol
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Tapentadol, ein Molekül mit zwei synergistischen Wirkmechanismen, stellt die erste Neuentwicklung im Bereich zentral wirksamer Analgetika seit 25 Jahren dar. Zum einen wirkt Tapentadol nach dem klassischen Opioid-Prinzip, nämlich als μ-Rezeptor-Agonist (MOR) sowohl prä- als auch postsynaptisch. Damit hemmt es die Schmerzweiterleitung, den nozizeptiven Schmerz. Gleichzeitig inhibiert es über den präsynaptischen α2-Rezeptor die Wiederaufnahme von Noradrenalin (NRI) aus dem synaptischen Spalt, das somit ausgeprägter wirken kann. Letztere Komponente trägt vor allem zur Linderung chronisch neuropathischer Schmerzen bei. Das Analgetikum Tapentadol retard (Tapentadol als Retardtablette) ist seit 2010 im Markt verfügbar. Es ist für die Behandlung von starken chronischen Schmerzen bei Erwachsenen zugelassen, die nur mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können. Der vorliegende Blickpunkt, mit Fokus auf die retadierte Form von Tapentadol, nimmt zunächst auf den Schmerz als multidimensionales Phänomen und dessen Komplexität Bezug. Anschließend wird anhand des Entwicklungsprogramms der retardierten Form von Tapentadol gezeigt, dass die theoretischen Konzepte tatsächlich in klinischen Studien untermauert werden können. Weiterhin werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Schmerzchronifizierung aus biopsychosozialer Perspektive zusammengefasst und mögliche Einflüsse einer Therapie mit Tapentadol auf Entwicklung und Progredienz einer Schmerzchronifizierung dargestellt.