Hochschullehrende als reflective Practitioner
Autoři
Více o knize
Wissen, mit dem Lehre gestaltet wird, das zudem unreflektiert schnell erworben wird und unter Handlungsdruck abgerufen werden muss, sollte einer Überprüfung standhalten können. Der Hochschullehrende als ein Reflective Practitioner nach dem bekannten Ansatz von Donald Schön, als jemand, der über das im Vollzug der Arbeit aufgebaute Wissen nachdenkt, es bewertet und umbaut, stand im Zentrum einer Tagung an der Hochschule Offenburg Fakultät Medien und Informationswesen. Die Tagung wurde gefördert von Lehre hoch n – Das Bündnis für Hochschullehre und durch die Studienkommission für Hochschuldidaktik Baden-Württemberg (GHD) im Rahmen des Programmes „Innovative Lehrprojekte“ Zunächst wird im Beitrag von Robert Gücker der Ansatz von Donald Schön zum Reflective Practitioner näher dargestellt. Schön hat diesen Ansatz als eine Epistemologie der Praxis konzipiert und diesen Zweck erfüllt er auch in besonderem Maße, wie sich an den unterschiedlichen Beiträgen die anschließend versammelt sind, ablesen lässt. Jochen Berendes baut diese Perspektive auf Reflexion noch weiter aus. Er spannt einen epistemistologisch fruchtbaren Rahmen zur Ethik, geht auf aktuelle Entwicklung in der Hochschullehre ein und bezieht auch phänomenologische Aspekte des alltäglichen Subjekterlebens von Lehrenden ein. Im Beitrag von Anne MacLachlan geht es um die impliziten Vorurteile und Perspektiven, die die Hochschullehrenden haben. Ihr Blick gilt dem amerikanischen System, hat aber auch Geltung darüber hinaus, mit welcher Blindheit eben die Wissenschaftler (insbes. Doktoren) gemacht werden, wer Zutritt erhält und wer in der Metapher der leckenden Pipeline gesprochen gar nicht am Ziel ankommen wird. Stefan Bornemann untersucht sein flüssiges und schnelles Handeln als Lehrender und baut dafür Prämissen auf, wie das Lehrhandeln wirklich Motivation und Begeisterung beim Lerner erzeugen kann. Robert Gücker hat einen ähnlichen Blick auf das Handeln von Medienpädagogen geworfen und ein epistemologisches Modell erzeugt, das zur Praxisreflektion fruchtbar gemacht wird. Frauke Link entwickelt aus dem Ansatz von Schön eine didaktische Haltung für den Lehrenden beim Einsatz von Forschendem Lernen in der Hochschullehre und kann zeigen, wie deutlich die Haltung anfängliche Unsicherheit beim Lehrenden vermindern helfen kann. Klaus Ploch öffnet die Hochschullehre und lädt als Gast den Praktiker dazu, der sich als Reflective Practitioner versteht und aus dem entstandenen Dreieck (Lernende, Lehrende und Praktiker) entstehen vielfältige Anregungen, die man mit Hilfe des Ansatzes von Schön erkennen kann. Burkhard Vollmers gibt einen Einblick in seine Reflektionen im Nachhinein über seine Lehrhandlungen. Er bringt damit die Epistemologie von Schön noch ein Stück weiter, weil er – implizit herauszulesen – Ehrlichkeit über Lehrhandlungen als Voraussetzungen für Reflektionen einführt und zulässt. Florian Krause stellt sein Forschungsvorhaben vor, in der er berufsmäßig die Rolle eines reflektierenden Praktikers einnimmt, die er gleichzeitig in einem begleitenden Dissertationsvorhaben darstellen will. Im abschließenden Beitrag von Robert Gücker werden – basierend auf dem Modell von Schön – Methoden und Werkzeuge dargestellt, die zur Reflektion auf die erfolgte Praxis taugen mögen.