Auf der Suche nach Wahrheit
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Wir müssen im Leben in ganz unterschiedlichen Bereichen und Situationen Entscheidungen fällen, die schwerwiegende Folgen haben können. Dazu brauchen wir zuverlässige (wahre) Informationen. Das gilt für den Richter, der ein Urteil zu fällen hat, ebenso wie den Journalisten, der in der Zeitung über einen Sachverhalt berichtet. Der Arzt, der ein wirksames Medikament verordnen soll, kennt auch die Risiken; der Wissenschaftler, der den Klimawandel erforscht, der Ingenieur, der eine elektrische Bremsvorrichtung konstruiert; der Politiker, der ein Gesetz zu verabschieden hat; bis hin zum Pfarrer, der über Glaubensfragen predigt; von allen erwarten wir „Wahrheit“, und verstehen darunter jeweils etwas anderes, nämlich eine Mischung aus Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Wahrscheinlichkeit, Genauigkeit, Echtheit, Sicherheit oder gar Gewissheit. In Anbetracht der Bedeutung des Begriffs Wahrheit, ist es wichtig, in jeder Situation zu klären, was man meint, wenn man das Wort „Wahrheit“ benutzt. Maßgebend für die Gliederung dieses Buches ist nicht die historische Entwicklung der Gedanken zu diesem Thema, sondern eine Struktur, die sich an den drei von Kant in der Kritik der reinen Vernunft aufgeworfenen und für das Leben wichtigen Fragen orientiert: - Was kann ich wissen, - wie soll ich leben, - was darf ich hoffen? Am Schluss sollte deutlich werden, dass es bei der Suche nach Wahrheit keine Gewissheiten geben kann, sondern es sich immer um einen Prozess handelt. Das muss nicht verunsichern, sondern kann im Gegenteil Vertrauen schaffen, weil man auch unter Risiko gute Entscheidungen fällen kann. Ein gutes Leben ist eher möglich, wenn man sich von falschen Erwartungen trennt. Voraussetzung dafür sind Transparenz und Offenheit. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Bilanz: Ja, wir brauchen Wahrheit, um uns im Leben orientieren zu können. Was wir mit diesem Begriff verbinden, kann aber sehr verschieden sein.