Bestimmung der 95. Perzentile von kardialem Troponin I nach kardiochirurgischen Operationen
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Der perioperative Myokardinfarkt (PMI) zählt zu den schwerwiegenden Komplikatio-nen nach kardiochirurgischen Operationen, da er mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. Die Diagnose erweist sich als schwierig, da es nach kardiochirur-gischen Operationen zu einem Anstieg von kardialen Biomarkern auch ohne das Auftre-ten von relevanten Komplikationen kommt. Die exakte Interpretation ist nicht immer möglich auf Grund nicht vorhandener allgemeingültiger Grenzwerte. Die „dritte univer-selle Definition des Myokardinfarkts“ empfiehlt als ein Hauptkriterium einen Biomar-ker-Anstieg über das 10fache der 99. Perzentile. Grundlage der Arbeit war die Analyse von 171 kardiochirurgischen Patienten des Uni-versitätsklinikums Gießen, die zwischen November 2013 und September 2015 in der Abteilung für Herz-, Kinderherz- und Gefäßchirurgie operiert wurden. Die Diagnose des PMI basierte auf der Entwicklung einer neuen pathologischen Q-Zacke oder eines neues Linksschenkelblocks im EKG bis zu 48 Stunden postoperativ. Es wurde eine In-zidenz des PMI von 5,9 % beobachtet. Nach Herzklappenersatz zeigte sich der höchste PMI-Anteil. Als mögliche Ursache wurde das durch Hypertrophie vulnerablere Myo-kard diskutiert. Postoperativ wurde nach 2, 6, 12, 24 und 48 Stunden kardiales Troponin I (cTnI), Kreatinkinase (CK) und CK-MB bestimmt. Eine 99. Perzentile ließ sich be-dingt durch die geringe Anzahl des PMI nicht definieren, aber eine 95. Perzentile ließ sich bestimmen. Diese ist im Alltag eine nützliche Größe um zu beurteilen, ob es bei einem Patienten zum Auftreten eines PMI gekommen ist und eine notfallmäßige Koro-narangiografie und sich daraus ergebende therapeutische Maßnahmen in Betracht gezo-gen werden sollten. In die Interpretation der postoperativen Biomarker-Werte sollten die Operationsart und postoperative Komplikationen einbezogen werden. Die signifikant höchsten cTnI-Werte zeigten sich nach Kombination aus Bypass- und Herzklappenein-griffen. Auch Patienten mit Komplikationen wie Sepsis, Niereninsuffizienz oder Delir zeigten signifikant höhere cTnI-Werte. Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Hinterwand- und Septumdicke mit cTnI, jedoch konnte ein signifikanter Zu-sammenhang zwischen der Hinterwanddicke und postoperativen CK-MB-Werten ge-zeigt werden. In der vorliegenden Studie zeigte die CK-MB eine bessere Trennschärfe als cTnI für die Diagnose PMI. Schlussfolgernd nimmt CK-MB noch immer einen Stel-lenwert in der Diagnostik des PMI ein. Zur exakten Diagnosestellung ist eine einge-schränkte Betrachtung von EKG-Veränderungen und postoperativen Biomarkern nicht ausreichend, sondern eine kombinierte Betrachtung erforderlich.