"Das Reich war uns kein Traum mehr."
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Der vorliegende Katalog thematisiert den gesellschaftlichen wie auch politischen Wandel im Ort: von ländlich-bäuerlicher Geschlossenheit am Beginn des 20. Jahrhunderts zu sozial-urbaner Offenheit und politischer Zerrissenheit in den 1920er bis 1930er Jahren. Er wirft Streiflichter auf den Prozess der Stadtwerdung Kornwestheims, welche, da in den 1930er Jahren noch nicht abgeschlossen, dem angestrebten ‚Volksgemeinschaft‘-Ideal der Nazis vor Ort besondere Akzente verliehen hat. Dem Betrachter/Leser werden diejenigen Veränderungen im Stadtbild vor Auge geführt, die eine gleichgeschaltete örtliche Volksgemeinschaft im Zeichen des Hakenkreuzes heraufbeschwören sollten, oder aber – wie der neue Rathausbau – den symbolischen Macht- und Entscheidungsanspruch seitens der NSDAP zu verkörpern hatten. Das nächste Kapitel ist der nationalsozialistischen Durchdringung des Alltags und der individuellen Lebensbereiche sowie der ideologischen Unterwanderung von Kirche und Schule im Ort gewidmet. Eine Sonderstellung nehmen die deutlichen Umstrukturierungen innerhalb des traditionsreichen Schuhunternehmens SALAMANDER ein – der Wandel von einer christlich-jüdisch geprägten Firma zu einem „arischen“ Unternehmen, wobei die mit dem Ausschluss der jüdischen Entscheidungsträger verbundenen Schicksale, die Rolle der Banken in diesem Prozess sowie das Schicksal von Zwangsarbeitern beleuchtet werden. Das Thema „Mobilisierung und Krieg“ führt den Weg Kornwestheims in die Katastrophe vor: Soldatentod statt Siegestaumel, Krieg, Bombenhagel und Rassenwahn statt eines blühenden „Tausendjährigen Reichs“.