Der zerrissene Faden

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Seit der Staatsgründung Israels wurde die jüdische Bevölkerung der arabischen Welt, deren Geschichte Jahrtausende zurückreicht, innerhalb weniger Jahrzehnte vertrieben. Dieses Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist bis heute wenig besprochen. Das lange Schweigen über den erzwungenen Massenexodus ist erst in den letzten Jahren gebrochen worden, und zahlreiche Veröffentlichungen beleuchten den Dhimmi-Status nicht-muslimischer Minderheiten unter islamischer Herrschaft. Eine bedeutende Arbeit in diesem Kontext ist die Studie eines belgischen Historikers, die nun erstmals auf Deutsch veröffentlicht wird. Der Autor, der sich von seinem früheren Werk distanziert hat, hat ein umfangreiches Schaffen, das im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannt ist. In der neuen Studie wird die Geschichte der jüdischen Bevölkerungen in den Imperien der arabischen Welt bis zu ihrer nahezu vollständigen Vertreibung nachgezeichnet. Der Autor belegt mit zahlreichen Quellen, dass die Vorstellung von einer harmonischen Beziehung zwischen Juden und Muslimen eine Illusion ist. Vielmehr wird die Erniedrigung und Unterdrückung der jüdischen Minderheiten als Ergebnis einer jahrtausendelangen Wechselwirkung zwischen christlicher und islamischer Herrschaft sichtbar, wobei der Import moderner antisemitischer Topoi in den Orient nur das vorletzte Kapitel dieser Geschichte darstellt. Die deutsche Übersetzung stammt von Joel Naber.