Vom Archiv zur Arche
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Im 21. Jahrhundert trägt Europa den Zeitbruch des Europäischen Judentums in sich – ein Bruch der nicht zu heilen ist, dessen Spuren noch immer als Riss ins Auge fallen. Das Ausmass dieses Verlustes hat eine Tragweite für die Europäische Kultur als Ganzes und greift bis tief in die Wurzeln dieser Kultur, als Erbe Europas, ein. Die Identität einer Gesellschaft wird jedoch nicht bestimmt durch das Geschehene selbst, sondern durch die Art und Weise wie Geschichte erinnert wird. Wir leben in einer bedingten Zeit, in einer Gegenwart, die aus einem zurückgewandten Blick in die Zukunft schaut und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im sinnstiftenden Gedächtnis eines jeden Einzelnen verbindet, wo wir aus den Archiv der Tatsachen einen Weg zur Arche der Zeugenschaft als Anfang suchen. Im Unterschied zum Archiv sind wir in der Arche als Zeugenschaft immer selbst präsent, legen durch unsere Erfahrungen die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft und bewirken durch unsere Erinnerung eine Umkehrung der Zeit und der Herzen: in Jüdischer Tradition eine messianische Zeitwende. Die Besinnung auf die Vernichtung des Europäischen Judentums, die Zerstörung seiner geistigen und lebendigen Tradition im Abendland führt uns vom Archiv zur Arche – wo in der Gestaltung der Geschichte als Zeugnis, Historie und Gedächtnis aufgehoben sind.