Dimensionen der Vergegenwärtigung
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Mit dem Sprechen über die Literatur ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts beginnt auch ein erneutes Sprechen über Möglichkeiten und Grenzen eines literarischen Erzählens. In der deutschsprachigen experimentellen Nachkriegsliteratur – also einer besonders form- und erzählbewussten Literatur – lässt sich beobachten, dass sich die Auseinandersetzung mit Zeit und damit automatisch auch mit dem in verschiedenen Zeitdimensionen stattfindenden Erzählen auf besondere Weise zuspitzt. Die eigene Gegenwärtigkeit, das persönliche Bewusstsein des Erzählens und Erfahrens in Vergangenheit und Gegenwart beschäftigt Figuren in literarischen Prosatexten insbesondere ab den 1960er Jahren besonders häufig. Ein sich in dieser Zeit entwickelndes experimentelles Erzählverfahren lässt sich in diesen Texten so explizit bestimmen, dass es als Phänomen greifbar wird – als Phänomen der Vergegenwärtigung. Anhand dieses Phänomens unternimmt die Arbeit den Versuch, einen bemerkenswerten Aspekt des Erzählens zu beschreiben, der diverse Texte eines größeren Zeitraums kennzeichnet, nämlich der 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Auf diese Weise wird eine neuartige Periodisierung der experimentellen Nachkriegsliteratur möglich, die von den gewohnten Einteilungen, etwa in Dekaden, Abstand nimmt. Die Untersuchung von insgesamt zwölf Erzähltexten richtet den Fokus sowohl auf die vergegenwärtigte Erzählsituation als auch auf die Bewusstseinsvorgänge des Wahrnehmens, des Erinnerns oder des Erzählens und geht der Frage nach, welche Entwürfe des Selbst innerhalb einer krisenhaften Welt das Phänomen der Vergegenwärtigung damit in der experimentellen Nachkriegsliteratur sichtbar werden lässt.