Vom Gebrauch der Philologie
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1884 beginnt der junge Luzerner Spachwissenschaftler Renward Brandstetter nach der Begegnung mit dem niederländischen Indologen G. K. Niemann ein intensives Studium indonesischer Sprachen. Brandstetter vernetzt sich mit Gelehrten in ganz Europa und wird Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften. Daneben bleibt er ein Leben lang Professor an der Kantonsschule Luzern und führt auch seine Forschungen zur luzernischen Sprachgeschichte weiter. Zwischen 1885 und 1937 erscheinen etwa fünfzig Monographien, die auf der europäischen Forschung zu den austronesischen Sprachen von Madagaskar bis in die Philippinen aufbauen und diese systematisch auswerten. Brandstetter übersetzt erstmals längere Texte aus dem Malaiischen und Buginesischen ins Deutsche; mit seiner sprachvergleichenden Forschung legt er ab 1900 die Grundlagen der modernen Austronesianistik, so 1911 mit der ersten Rekonstruktion eines hypothetischen „Ur-Indonesisch“. Jürg Schneider legt nun die erste umfassende Werkbiographie dieses Luzerner Gelehrten vor, der ein idiosynkratisches Werk an der Peripherie der universitären Wissenschaft geschaffen hat. Ein Werk, das zwischen schweizerdeutscher Dialektologie, luzernischer Volkskunde sowie allgemeiner und vergleichender austronesischer Sprachwissenschaft oszilliert, sich dabei aber immer präzise der zeitgenössischen Methoden philologischer und linguistischer Analyse bedient.