Von der Magie der literarischen Reihe
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Diese Studie stellt vier französische Dramen in den Mittelpunkt, die im relativ kurzen Zeitraum von ca. 35 Jahren zwischen 1937 und 1972 entstanden und jeweils das gleiche antike Sujet behandeln – die Rache von Orest und Elektra im Rahmen des umfassenderen Atridenmythos. Die Reihe beginnt mit Jean Giraudoux’ (1882–1944) Electre/Elektra von 1937. 1943 folgt Jean-Paul Sartre (1905–1980) mit Les Mouches/Die Fliegen, 1954 Marguerite Yourcenar (1903–1987) mit Electre ou la chute des masques/Elektra oder der Fall der Masken und schließlich 1972 Jean Anouilh (1910–1987) mit Tu étais si gentil quand tu étais petit/Du warst so nett, als Du klein warst. Diese Studie geht davon aus, dass diese vier Stücke nicht einfach nur nebeneinander stehende singuläre ästhetische Interpretationen einer besonderen Situation in einem jeweils individuell ausgedeuteten antiken Stoffzusammenhang sind. Sie kommunizieren vielmehr untereinander. In Anziehung und Abstoßung bilden sie ein Geflecht von Beziehungen, in dem sich ihre Bedeutung und Wirkung erst eigentlich entfalten sowohl für die Leser/Zuschauer der Entstehungszeit wie für das nachfolgende Publikum im ursprünglichen nationalen Rezeptionskontext oder auch im Ausland. Dabei werden die Begriffe des „Hypotexts“ (Ausgangstext) und des „Hypertexts“ (abgeleiteter Text) von Gérard Genette verwendet. Sie stellen ein eingeführtes und in der praktischen Analyse bewährtes Instrumentarium dar, das die konkrete Struktur der intertextuellen Bezüge beschreibbar macht und den analytischen Blick für die Differenz schärft.