Der Mann, der keinen Bahnhof kaufen wollte
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Eine untergegangene Generation? Ein Leben, vollgepackt mit schwerer Arbeit unter Tage, dem immerwährenden Engagement für die Familie (Schwestern, Mutter, Ehefrau, Tochter, später Schwiegersohn und Enkel), Fußball und Trabrennsport, früh ein Automobil, über Jahrzehnte SPD-Stammwähler und Mitglied der – wie sie früher hieß – Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Buchklub, Pfeife, ein guter Nachbar: Vielfältig tritt uns in diesem Buch das Leben des Fritz Teschner gegenüber. Er hat in seinem langen Leben zahlreiche Dokumente aufbewahrt, statt sie der grauen oder blauen Tonne zu übereignen, so als wolle er sich jederzeit vergewissern können, wo seine Wurzeln lagen. In Breslau wird er geboren, jener großen und stolzen Stadt, die im Jahr 150 in Ptolemäus’ Werk „Germania magna“ erwähnt wird, später zum polnischen Teilfürstentum Schlesien gehörte, zu Böhmen und später Ungarn, zur k. u. k. Monarchie und zu Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt unter polnische Verwaltung und wurde schließlich Teil der neuen polnischen Republik. Im heutigen Wrocław kam Fritz Teschner zur Welt. Hatte er Heimweh nach der alten Heimat? Den Herausgeber, der 1989 Helmut Kohl bei seiner wegen des Mauerfalls unterbrochenen Polenreise begleitete, bat er, er möge Fotos von Breslau und der alten Matthiasstraße besorgen, falls ihn die Arbeit dorthin verschlüge. Sie tat es nicht, aber ein Kollege der DDR-Nachrichtenagentur ADN vermittelte den Kontakt zu einem polnischen Journalisten, der die Aufnahmen schoss und per Post übermittelte. Als der Ex-Breslauer sie in der Hand hatte und die Familie den Atem anhielt, legte er die Papierbilder nach kurzem, achtlos erscheinenden Blick beiseite. Ob er sie sich, später und ohne Zeugen, erneut und länger angesehen hat, ist anzunehmen. Gesprochen hat er später nicht darüber. Maler und Anstreicher hat er gelernt – noch in seinen Siebzigern hat er zusammen mit seiner Frau im Haus der Tochter sämtliche Malerarbeiten besorgt (bis auf das Treppenhaus, dessen Rauputz nur mittels eines meterhohen Gerüsts anzubringen war). Gemalt hat er auch in seiner Freizeit – die Bilder finden sich so ungefähr in der Mitte dieser Veröffentlichung. Pinsel und Malkasten waren ein Ausgleich zur schweren Arbeit des Bergmannes. Er war, so ganz in der Tradition der Familie, ein Handwerker. Wie er ins Ruhrgebiet kam, ist hier beschrieben. Die Zechen, deren letzte in diesem Jahr geschlossen wurde, waren immer „multikulti“, Magnet für Arbeitswillige aus vielen Nationen, nicht zuletzt aus dem heutigen Polen. Das Besondere in der Zeit nach 1945, nach Niederlage und Befreiung war, dass es sich bei den Menschen, die im Ruhrgebiet neu begannen, nicht selten um Deutsche handelte, die der Vertreibung zum Opfer gefallen waren.