Die altnubischen Dörfer Bāb und Al-Ğūwānī
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Der Band stellt ein Projekt vor, das sich als historischanthropologische Forschungsarbeit versteht; diese zeichnet die soziokulturelle Praxis der Kenuzi-Nubier nach, die aufgrund von Überflutungen als Folge des britischen Dammbaus ihre Dörfer in Oberägypten verlassen mussten. Diese Siedlungen präsentieren den äußerst seltenen Fall einer sehr kurzen Nutzungsdauer in Kombination mit einer systematischen Aufgabe, ohne Überlagerung oder Störung durch spätere Nachnutzungsphasen. Die Prozesse, die mit dem Verhalten beim Verlassen von Siedlungen in Zusammenhang gebracht werden können, und daraus resultierende Muster materieller Hinterlassenschaften haben bis heute wenig Aufmerksamkeit erfahren und werden nur höchst selten im Rahmen archäologischer Befundinterpretationen berücksichtigt. In der vorliegenden Studie werden diese Formierungs-prozesse sowie deren Transformation zu archäologischen Befunden am Beispiel der zwei verlassenen Dörfer thematisiert und mittels unterschiedlicher Forschungsstrategien aus Archäologie, Bauforschung und Sozialanthropologie evaluiert. Die Besonderheit der angewandten Projektkonzeption liegt neben der Dokumentation von Architektur und zugehörigem Fundinventar vor allem in der engen Zusammenarbeit mit den Nachkommen der DorfbewohnerInnen und anderen NubierInnen, die noch heute in der unmittelbaren Umgebung des betroffenen Gebiets leben und im Rahmen sozialanthropologischer Feldstudien in das Projekt eingebunden waren. Diese Studie stellt einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion um kulturelle Formierungsprozesse und deren kulturhistorische Lesbarkeit und Interpretation dar. Die „Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen Institutes“ sind abschließenden Ergebnissen archäologscher Forschungen in Österreich und im Mittelmeerraum vorbehalten. Zudem werden Kongressakten in dieser Reihe veröffentlicht.