Tomáš G. Masaryk - ein Sohn des Kaisers?
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Aufgrund des Titels könnte der geneigte Leser meinen, der bekannte tschechische Journalist David Glockner habe eine „Sensations-Reportage“ über die Herkunft von Tomáš Garrigue Masaryk (1849-1937) verfasst. Das Gegenteil ist der Fall. Glockners Buch ist eine im Detail recherchierte sozialhistorische Analyse der Lebensumstände des späteren Gründers und Präsidenten der Tschechoslowakei. Dazu kommen nüchterne Betrachtungen über die Persönlichkeit Kaiser Franz Josef I., seiner Frau Elisabeth von Bayern und seines unglücklichen Sohnes Rudolf – nach den Ermittlungen des Buches wahrscheinlich ein Halbbruder Masaryks. Man kann natürlich die perlenkettenartige Aneinanderreihung von Indizien, dass dem jungen Franz Josef anlässlich eines Aufenthalts in Mähren eine attraktive Frau zugeführt wurde, mit der er einen Sohn zeugte, auch als Spekulation bezeichnen. Doch Glockner spekuliert nicht, er stellt fest. Viele wichtige Ereignisse in der Kindheit und frühen Jugend Masaryks lassen sich nur dadurch erklären, dass von Seiten des Kaiserhauses direkt oder indirekt eingegriffen wurde. Aber auch Vorkommnisse im späteren Leben des Doktoranden, Dozenten, Professors und zweimaligen Abgeordnten zum österreichischen Reichsrat, T. G. Masaryk, lassen vermuten, dass der Kaiser das Schicksal seines illegitimen Sohn sehr lange Zeit mitverfolgte.