Aphorismus - Philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt
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„Sprachkürze gibt Denkweite.“ (Jean Paul) Der isolierbare Aphorismus ist leider heruntergekommen zu lustiger Blödelei oder seichtem Gesinnungsspruch und sollte doch rehabilitiert werden als ein philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt, als satirisches Zwerg-Rätsel, als paradoxes Erkenntnisspiel zwischen Bild und Begriff, Gefühl und Gedanke, Metapher und Metaphysik, Phantasie und Verstand, Einbildungskraft und Urteilskraft. Dieses Bonmot ist das „kleinstmögliche Ganze“. Die prägnante Sentenz ist eine leider immer noch zu kurz kommende Literaturgattung. Die vieldeutigen „Maximen und Reflexionen“ bieten rationale Vernunftkritik in konzisen Gedankenexperimenten und gehören neben den frühromantischen Fragmenten in die fast vergessene Tradition der europäischen Moralisten, die seit dem 17. Jahrhundert die „mores“ analysierten, die Sitten und Gebräuche ihrer Epochen. Diese Arbeit versucht so etwas wie eine Theorie des Aphorismus als philosophische und literarische Form zugleich. „Der Aphorismus ist nur aus seiner Stellung zwischen Philosophie und Poesie beschreibbar.“ (Stephan Fedler, 1992) „Sei kurz im Wort und ausführlich im Denken.“ (Sprüche der Ssoferim) „Es ist alles ganz eitel, sprach der Philosoph, ganz eitel. Der Philosoph war ein erfahrener Lehrer, der ständig sein Wissen an das Volk weitergab. Er untersuchte viele Sprüche und prüfte sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Er verfaßte auch selbst viele Sprüche. Er mühte sich, seinen Worten eine schöne Form zu geben, dabei aber ehrlich zu bleiben und die Wahrheit zu schreiben. Die Worte erfahrener Lehrer wirken wie der spitze Stock, mit dem der Bauer seine Ochsen antreibt. Sprüche gleichen eingeschlagenen Nägeln; sie bleiben fest sitzen. Sie sind eine Gabe Gottes, des großen Hirten. Hüte dich, mein Sohn, vor anderem mehr; denn viel Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde.“ (Koheleth 12, 8-12) „Wie kann einer Weisheit erlangen, ... dessen ganzer Stolz der Stock ist, mit dem er seine Ochsen antreibt ... “ (Sirach 38,25)