Kafka, Brexit, Kakerlake
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Ian McEwan hat mit „Die Kakerlake“ einen satirischen Unterhaltungsroman geschrieben, der als Schlüsselroman politische Meinungen transportiert. Er verweist mit seiner Erzählung unmittelbar auf Franz Kafkas „Die Verwandlung“: Eine Kakerlake mutiert zum Premierminister und wird zur mächtigsten Figur Großbritanniens. Dass McEwan seinen Premier Jim Sams nennt, ist als Verneigung vor dem berühmten Vorgänger Kafka zu verstehen, denn dessen Protagonist heißt Gregor Samsa. Stilistisch hat die Kakerlake allerdings nichts mit Kafka gemein. Das war wohl auch der Grund für negative Rezensionen. Armin König kritisiert, dass Ian McEwans Novelle „Die Kakerlake“ insbesondere von den britischen, aber auch von deutschsprachigen Rezensenten nicht angemessen beurteilt wurde. Nicht Franz Kafkas „Die Verwandlung“ sollte als Maßstab angelegt werden, sondern Friedrich Dürrenmatts Tragikomödien - „Romulus der Große“ beispielsweise oder „Die Physiker“. Die Politikwelt ist nur noch als Komödie darstellbar, hat Friedrich Dürrenmatt geschrieben. Die Komödie schaffe Distanz. „Uns kommt nur noch die Komödie bei“, meinte er. Ian McEwan steht in einer langen literaturgeschichtlichen Tradition. Es sind Tragikomödien, die unsere Zeit prägen, bei denen uns das Lachen im Hals steckenbleibt. Wo die Weltmetzger herrschen, kann kein reines Lustspiel mehr inszeniert werden. Deshalb ist McEwans Kakerlake besser als ihr Ruf.