Neubeginn und Wiederholungszwang
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In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluß des Christentums auf die Geschichte der Kindheit untersucht. Dabei wird eine durchgängige Ambivalenz deutlich: einer «Nebenlehre» vom «unschuldigen Kind» steht eine «Hauptlehre» von «Sünde, Strafe und Verdammnis» gegenüber. Als unschuldiges erfährt das Kind größeren Schutz als in vorchristlicher Zeit; als (erb)sündiges unterliegt es einer Sozialisation, die gegen sein eigenes Selbst gerichtet ist. Dieser widersprüchliche Komplex läßt sich aus der kindheits-historischen Epoche der «Kindesweggabe» verstehen. Im Kontext der psychogenetischen Theorie zur Geschichte der Kindheit ist der Zusammenhang von Kindesweggabe und Christentum als ein evolutionärer Neubeginn im Verhältnis zur vorausgegangenen Epoche des Kindsmordes zu bewerten. Heute jedoch erscheint die tradierte Form christlicher Sozialisation als unproduktiver Wiederholungszwang.