Change of mind in Greek tragedy

Antworten auf die Frage, ob und wie sich Charaktere in der griechischen Tragödie entwickeln bzw. ihren Sinn ändern, wurden bisher im wesentlichen durch zwei Richtlinien bestimmt: erstens durch die Forderung nach Einheitlichkeit der Charaktere, die Aristoteles im 15. Kapitel der Poetik stellt, zweitens durch einen Maßstab »heroischen« Verhaltens, der am besten durch Arbeiten von B. M. W. Knox bekannt ist. Die Studie versucht, die Diskussion der Szenen, in denen eine Sinnesänderung vorkommt, auf eine breitere Basis zu stellen. Es wird gezeigt, daß solche Szenen in der Regel nicht einfach den Wert des Unveränderlichen ›e contrario‹ hervorheben, sondern mehrere Zwecke verfolgen. Oft sogar stellen sie das geeignete Mittel dar, das Konzept des Heroischen auf die Probe zu stellen und in je besonderer Weise zu modifizieren. Gegen eine verbreitete Deutung argumentiert der Verfasser, daß Sophokles diese mehr literarische als psychologische Szenenform ähnlich wie Euripides zu nutzen wußte, wenn er sich auch seine Eigenart bewahrt. Im Eingangskapitel wird nach der möglichen Bedeutung des Themas unter breiten kulturellen Aspekten gefragt; hier werden auch Probleme der Definition von ›change of mind‹ und der Deutung dramatischer Texte besprochen, wobei der Verfasser zu aktuellen Fragen der Dramentheorie Stellung nimmt. Danach wird das gesammelte Material, nach Szenentyp (z. B. »Intrige«, »Happy Ends« und »Geheimnisse«) gegliedert, erörtert und in einigen Fällen bis in Einzelheiten verfolgt. Dramen, in denen ›change of mind‹ hauptmotivisch wirkt bzw. mit der Lösung von Hauptkonflikten zusammenfällt (Eumenides, Aias, Herakles, Philoktetes, Ion, Iphigenia in Aulis) werden dann unter Aspekten wie Motivation, Metapher und Interaktion von Form und Inhalt eingehend untersucht.