Raufhändel und Randale
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Jugendgewalt ist zu einem beherrschenden Thema geworden, seit die Umbrüche in Deutschland und Europa neue Unübersichtlichkeiten und Unsicherheiten geschaffen haben. Der Blick in die Geschichte belegt jedoch, daß es Jugendgewalt und andere Formen jugendlichen abweichenden Verhaltens in den industrialisierten Gesellschaften immer gegeben hat. Bereits 1912 wurden randalierende Schiffbauer- und Bleichersknechte in Hamburg als Halbstarke bezeichnet, selbst im Dritten Reich existierte eine ausgeprägte, zunehmend verfolgte Jugendprotestkultur. Gewalttaten von Jugendlichen beschäftigten Politiker und Öffentlichkeit zu allen Zeiten. Bereits vor dem Hintergrund gewaltförmigen Jugendprotests in den 20er, 30er und 50er Jahren wurden von engagierten Fürsorgern und Sozialarbeitern Formen von aufsuchender Jugendarbeit gefordert und entwickelt. Ausführlich befaßt sich der Autor mit den Halbstarkenkrawallen, die in den 50er Jahren in ganz Europa Aufsehen erregten, mit Rockergruppenkriminalität, mit den neueren gewaltfaszinierten Jugendszenen der Street Gangs, Hooligans und Skinheads. Die Dokumentation einer lückenlosen Kontinuität von Jugendgewalt in den letzten 100 Jahren darf jedoch nicht dazu verleiten, Jugendgewalt als den Normalzustand einer modernen Gesellschaft zu beschreiben. Gerade die historischen Beispiele zeigen, daß gewaltförmiger Jugendprotest immer auch Ausdruck von Orientierungslosigkeit und Ohnmacht angesichts gesellschaftlicher Umbrüche ist. Aus dem Inhalt: Teil I: Lebensverhältnisse und Entwicklungsbedingungen von Kindern und Jugendlichen. Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen im 19. Jahrhundert. Jugend während des 1. Weltkriegs. Lebenslagen von Jugendlichen zwischen 1918 und 1933. Sozialisationsbedingungen während des Nationalsozialismus. Kriegssozialisation. Die Lage der Jugend und ihrer Familien nach dem 2. Weltkrieg. Zu den aktuellen Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen. Teil II: Geschichte aggressiver Jugendkulturen. Frühe Spuren. „Briten“ und Halbstarke um die Jahrhundertwende. Die „wilden Cliquen“ der 20er Jahre. Halbstarke, Teddy Boys und Mods. Rocker in der Bundesrepublik. Hooligans. Street Gangs. Skinheads. Punk. Werte und Verhalten. Swing, Rock'n Roll, Rock, Punk, Rechtsrock - Jugendkulturen und Popmusik. Bewaffnung. Aggressives Verhalten als charakteristisches Merkmal männlich dominierter Jugendsubkulturen. Die Funktion der Gruppe als Ort der Sozialisation. Die Funktion der Medien bei der Inszenierung subkultureller Stile. „Gewaltbereite“ und „rechtsextreme“ Jugendliche - eine pädagogische Herausforderung. Vom schnellen Wandel subkultureller Stile. Teil III: Die Betrachtung aggressiver Jugendsubkulturen im sozialwissenschaftlichen Kontext. Interpretationsversuche früher Formen devianter Jugendkulturen. Zum Rockerbegriff. Allgemeine soziologische Theorien zur „jugendlichen Bandenkriminalität“. Aktuelle Studien zu „rechter Jugendgewalt“. Teil IV: Maßnahmen gegen die Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen und Strategien im Umgang mit „Gewalttätigen“. Maßnahmen und Entwicklung der Jugendpflege bis 1914. Zum Umgang mit Devianten während des Nationalsozialismus. Die Auswirkungen der Jugendebatte der 70er und 80er Jahre. Aktuelle Tendenzen in der Arbeit mit Jugendlichen, die real oder vermeintlich im Kontext von Gewalt auffällig sind oder als auffällig bezeichnet werden. Literatur.