Ethische Erkenntnis und ethische Motivation
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Wissen, was gut ist und was böse - die Suche nach einem ethischen Wissen ist so alt wie die Geschichte der Philosophie selbst. Versteht man die Beantwortung der Frage „Was kann ich wissen?“ als allgemeinen Fluchtpunkt philosophischer Orientierung, dann werden ethische Krisen definierbar durch Situationen, in denen man nicht weiß, was gut ist und was böse. Philosophie- historisch wird dieses Problemverständnis in antiker Plastizität exemplarisch greifbar in den sokratischen Dialogen Platons, in Platons eigener Lehre und in der Praktischen Philosophie des Aristoteles. Der erste Teil der Arbeit setzt hier ein. Auf der Folie antiker Lehren konturieren sich dann in Gestalt moderner Transformationen die ethischen Lehren Kants und Hegels. Die systematische Rendite der historischen Versicherung moralphilosophischer Ausgangsprämissen stellt sich spätestens ein in der Konfrontation mit dem aktuell dominanten Konsens, Erkenntnis sei kein Problem der Ethik, sondern exklusiv im Bereich der Erkenntnistheorie abzuhandeln. Die erste Leistung der Arbeit besteht so in einer durch historisch informierte Konsenstilgung erzielten systematischen Rückgewinnung und Neuerschließung der Erkenntnisproblematik für die Ethik. Im zweiten Teil wird die Bedeutung von Bedeutungen für die Ethik behandelt (Harman, Quine). Die Erkenntnisansprüche von Intuitionismus (G. E. Moore) und Naturalismus werden untersucht und kritisiert; schließlich wird eine Widerlegung nonkognitivistischer Ansätze (Ayer, Hare) gegeben. Der dritte Teil entwickelt mit dem terminologischen Übergang vom Erkennen zum Anerkennen einen systematischen Neueinsatz ethischen Philosophierens unter dem Titel einer Ethik der Anerkennung. Im vierten Teil wird dieser Ansatz in seiner Leistungsfähigkeit überprüft durch Konfrontation mit Diskursethik (Habermas) und Neoaristotelismus. Abschließend werden ethische Aspekte der aktuellen Realismusdebatte berücksichtigt, wobei sich herausstellt, dass Ethik ohne Realität nicht nur nicht begründet werden kann, sondern gar nicht sein könnte. Es kann eine Realität ohne Ethik geben, aber es kann keine Ethik geben ohne Realität. Die behandelten Fragen werden in der Arbeit nicht unbedingt immer vollständig und überzeugend beantwortet, aber im Gegensatz zu anderen aktuellen Untersuchungen werden sie hier wenigstens gestellt. So kann die Untersuchung nicht unbedingt den Anspruch erheben, in allen Fällen die besseren Antworten zu geben, vielleicht aber kann sie doch den Anspruch erheben, in einigen Fällen die besseren Fragen zu stellen.