Die Philosophie und die Wissenschaften

In seiner im fast unveränderten Wortlaut abgedruckten Antrittsvorlesung an der Universität Konstanz vom 1.7.1996 charakterisiert Wolfgang Spohn zunächst die akademische Philosophie von seiner Warte aus: inwiefern sie nicht Literatur und nicht Religion oder Weltanschauung ist, nicht Lebenshilfe oder Orientierungswissen liefert, eine Disziplin mit strengen Standards ist, in erster Linie systematische Philosophie ist und nach wie vor Mutter und Schwester vieler Wissenschaften. Dafür gibt er sieben aktuelle Beispiele: die philosophische Grundlage der Quantenmechanik, den Zusammenhang zwischen Kausalität und statistischer Korrelation, die Wohlfahrtsökonomie und Sozialwahltheorie, die Wissenschaftsforschung, die Kognitionswissenschaften, die Künstliche Intelligenz und schließlich die linguistische Semantik. Gleichwohl sind die Philosophie und die empirischen Wissenschaften durch Wesensunterschiede getrennt, die der Autor dadurch erfaßt, daß er letztere als Wirklichkeits-, erstere aber als Möglichkeitswissenschaft beschreibt. Die Erläuterung dieses Unterschieds schließt mit einem Plädoyer dafür, im verständnisvollen Bewußtsein dessen Dialog und Kooperation zu pflegen.