Berlin-Flaneure
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Das Feuilleton der Zwanziger Jahre entdeckt die Metropole Berlin als unerschöpflichen Gegenstand der Betrachtung. In ihr spiegeln sich nicht nur die rapiden Veränderungen des Verkehrs, der Architektur, der Unterhaltungskultur wie der Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt, sondern auch die melancholische Mentalität des jeweiligen Verfassers. Dieser präsentiert sich grundsätzlich als Flaneur: als besinnlicher Spaziergänger, der sich von der Hektik des großstädtischen Getriebes inspirieren, aber nicht mitreißen läßt und eine distanzierte, fast voyeuristische Perspektive einnimmt. Selbst Paris, von Benjamin als Wiege des Flaneurs gefeiert, hat keine solche Form der großstädtischen Selbstreflexion hervorgebracht, wie Berlin sie in den Essays Franz Hessels und Siegfried Krakauers findet. Der Sammelband ordnet diese vielzitierten Berlin-Flaneure in die Reihe ihrer Vorläufer und Mitstreiter ein: von Georg Hermann und Robert Walser bis zu Joseph Roth und Arthur Eloesser. Neben Porträt-Studien zu einzelnen Autoren stehen poetologische und kulturhistorische Überlegungen. Die aus einem germanistischen Seminar der Freien Universität Berlin hervorgegangenen Arbeiten verstehen sich als Beitrag zu einer vertieften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Flanerie als literarischer Form und Modus einer Stadterfahrung, die auch die Großform des Berlin-Romans von Hermann bis Döblin nicht unbeeinflußt ließ und noch für gegenwärtige Urbanitäts-Debatten aktuelle Bedeutung besitzt.