Der radikale Konstruktivismus
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Ulf Dettmann führt eine Bestandsaufnahme des konstruktivistischen Denkens in seiner ganzen systematischen und historischen Breite durch. Ausgehend von der Theorie der Autopoiese, die in den siebziger Jahren von den Biologen Humberto R. Maturana und Francisco J. Varela entwickelt wurde, stellt er den Radikalen Konstruktivismus systematisch dar und beleuchtet neben den erkenntnistheoretischen auch die biologischen, methodologischen und metaphysischen Aspekte dieser Theorie. Er kritisiert die Thesen und Argumente des Radikalen Konstruktivismus und analysiert den motivationalen Hintergrund der autopoietischen und konstruktivistischen Theorie. Dadurch erschließt er einen systematischen Zusammenhang zwischen beiden Theorien, der, nur unter erkenntnistheoretischen Aspekten betrachtet, verschlossen bleiben würde. Es wird deutlich, daß mit dem Radikalen Konstruktivismus eine weitere Spielart eines antirealistisch und relativistisch geprägten postmodernen Kontextualismus vorliegt, der im Aufbrechen jeglicher Wahrheitsansprüche und Rationalitätsstandards die Befreiung von Unterdrückung und Gewalt erblickt. Er wird von der Überzeugung getragen, daß eine humane Welt nur dort realisiert werden kann, wo es gelingt, die Vielgestaltigkeit vitaler Natur den Fängen einer lediglich rational argumentierenden, szientistisch und reduktionistisch gesinnten Wisssenschaftskultur zu entreißen. Ulf Dettmann zeigt, daß dieser Ansatz in eine dialogische Inkohärenz mündet, da durch die Aufweichung sämtlicher Rationalitätsstandards auch die Möglichkeit verloren geht, für die eigene Position noch überzeugend argumentieren zu können.