Der nackte Geist
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Die nationalsozialistische Machtergreifung führte auch an der deutschen Universität zu radikalen Veränderungen. Die Fakultäten wurden 'gesäubert', neue Regelungen eingeführt, die Lehre auf eine Linie gebracht. Was bedeutete der 'revolutionäre' Umbruch für die relativ abgeschlossene Welt der Berliner Rechtswissenschaftler, von denen eine große Anzahl jüdischer Herkunft war? Anna-Maria Lösch untersucht die Juristische Fakultät auf ihrem Weg in den Nationalsozialismus anhand einer Vielzahl großteils neu recherchierten historischen Materials. Sie spannt den zeitlichen Bogen vom Abend der Weimarer Republik (ab 1930) über die sogenannte nationalsozialistische Revolution des Jahres 1933 bis hin zur Konsolidierung (1936/37). Am Ende steht die Umwandlung der Juristischen in die 'Staats- und Rechtswissenschaftliche' Fakultät. Die strukturelle, personelle und ideologische Entwicklung wird für die Studierenden, Ordinarien und den weiteren Kreis der Lehrenden jeweils getrennt untersucht. Änderungen der Studienordnung kommen ebenso zur Sprache wie die Beziehungen zum Kultusministerium. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Schicksal der vertriebenen Professoren, aber auch auf dem dramatischen Machtkampf unter den 'glühenden Nationalsozialisten' Carl Schmitt, Karl-August Eckhardt und Reinhard Höhn. So entsteht das Gesamtbild einer Fakultät, die sich in Schweigen hüllt, wo jeder nur an sich denkt und kaum jemand für den anderen einsteht.