Szenographien
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Mit dem Argument, Theater sei mehr und anderes als nur der aufgeführte dramatische Text, begründete die Theaterwissenschaft einst ihre Sezession aus dem Verbund der Philologien. Doch neuere Text-, Literatur- und Kulturtheorien der (Post-)Moderne haben ›Theatralität‹ auch als grundlegende Kategorie des sprachlichen Geschehens selbst geltend gemacht, die unweigerlich ›ins Spiel‹ kommt, sobald Sprache als Praxis der Bedeutungsproduktion ernst genommen wird. Ihre eigentliche Szene hat die Sprache demnach in sich selbst: Sie wird nicht erst auf Schaubühnen ›theatral‹, sondern ist als Sprache theatrales Geschehen – eine inszenatorische Praxis der Herstellung von sozialem Sinn, an der die fiktiven Rollenspiele der Literatur ebenso teilhaben wie die Rituale des öffentlichen Lebens, die in jeder Gesellschaft konsolidierend wirksamen Zeremonien. Dieser Band versammelt Aufsätze, die diese verschiedenen Szenen der Sprache in den Blick nehmen und dazu paradigmatische Konzepte vor allem aus der jüngeren Literatur- und Kulturtheorie befragen. Sie befassen sich namentlich mit Lucien Tesnière, Roland Barthes, Jacques Derrida, Wolfgang Iser, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche, Michail Bachtin, Hans Blumenberg, Michel Leiris, Clifford Geertz, Victor Turner, Jacques Lacan und Pierre Legendre. Im Spannungsfeld dieser durchaus kontroversen Ansätze wird ›Theatralität‹ als eine Kategorie mit kulturanthropologischer Dimension greifbar, die weit über die Theaterbühne hinausweist.