Verfallsanalyse und Utopie
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Friedrich Nietzsche, dessen 100. Todestag dieses Jahr begangen wird, hat die Literatur des frühen 20. Jahrhunderts so tief geprägt wie kaum ein anderer. So kann der Literaturkritiker Karl Corino das Verhältnis der beiden vielleicht bedeutendsten deutschsprachigen Romanciers dieser Zeit, nämlich Thomas Manns und Robert Musils, als „Diadochenkampf im Gefolge Nietzsches“ bezeichnen. Dieses Wort Corinos durchsichtig zu machen und am Beispiel der thematisch eng verwandten Romane „Der Zauberberg“ und „Der Mann ohne Eigenschaften“ vergleichend die verschiedenen Wege von Musils und Manns Nietzsche-Rezeption nachzuzeichnen hat sich die Studie von Michael Hinz vorgenommen. In einem ersten Kapitel geht es um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Aufnahme von Nietzsches Nihilismusdiagnose in beiden Romanen. Der zweite Teil beschäftigt sich dann mit den Differenzen und Kongruenzen bei der Rezeption von Nietzsches Konzept der Nihilismusüberwindung in den utopischen Partien des „Zauberbergs“ und des „Mannes ohne Eigenschaften“. In dem abschließenden dritten Kapitel werden die bisherigen Ergebnisse in den Kontext der allgemeinen Wirkungsgeschichte Nietzsches vom Fin de siècle bis zur Postmoderne eingeordnet. Dadurch werden das Spezifische der Nietzsche-Rezeption Thomas Manns und Robert Musils sowie deren Nähe und Ferne zueinander deutlich.