Verstehen und Fremdheit in der philosophischen Hermeneutik
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Vor dem Hintergrund anwachsenden Interesses an den Themen Fremdheit und Kulturdifferenz in Politik und Wissenschaften hat auch die Philosophie sich diesen Gegenstand stärker zugewandt. Erstaunlicherweise fand dabei die Tradition der Hermeneutik, die sich seit Jahrhunderten mit Problemen des Verstehens und des Verständlichmachens beschäftigt, wenig Beachtung. Thema dieses Buches ist der Nachweis der historischen und theoretischen Gründe, die dazu führten, daß der philosophischen Hermeneutik, wie sie von Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer im zwanzigsten Jahrhundert entwickelt wurde, das Problem des Fremden weitgehend verschlossen bleiben mußte. Sie bestehen zum einen in einer Erblast der romantischen Metaphorik des Verschmelzens, an der - trotz ihrer Kritik - auch die philosophische Hermeneutik zu tragen hat; zum anderen in Einheitsannahmen, die aus der Abgrenzung von den Naturwissenschaften stammen. Neben den Problemen zeigt das Buch aber auch die Potentiale, die im hermeneutischen Denken für das Verstehen von Fremdem liegen. Mit Begriffen wie Vorverständnis und Standortgebundenheit wird die Situiertheit, mit Theoremen wie dem der „Wirkungsgeschichte“ und des „herstellenden Sicheinlassens“ die Performativität des Verstehens zum Vorschein gebracht. Gemeinsam ergeben diese Konzepte einen hochaktuellen Ansatz, der dazu verhelfen kann, die derzeitigen Debatten zu Fremdverstehen und Kulturdifferenz zu vertiefen.