"Arse=tillery + Säcksualität"
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Arno Schmidt und Gustav Frenssen – dieser nach wie vor unerledigte Fall wird in der vorliegenden Studie ganz neu aufgerollt. Dabei wird nicht nur einer von Arno Schmidts längsten und merkwürdigsten Funk-Essays kritisch unter die Lupe genommen; die Suche nach Erklärungen für die von langen Nazischatten verdunkelte „Übung in Toleranz“ Schmidts führt auch durch die Romanproduktion Gustav Frenssens. Die Studie deckt viele neue Bezugspunkte und intertextuelle Zusammenhänge in Schmidts Rezeption des Dithmarscher Heimatdichters auf und trägt zudem wertvolle neue Aspekte zur aktuellen kritischen Frenssen-Forschung bei. Beleuchtet werden die bisher in der einschlägigen Sekundärliteratur betonten Konvergenzen, die zwischen der Jesus-, Bibel-, Theologie- und Religionskritik beider Autoren zu bestehen scheinen, um sie als Differenzen auf der Basis vergleichbarer Ansätze zu durchschauen. Schmidts scheinbare Untertreibungen des nationalsozialistischen Parteigängertums Frenssens und das – zudem nach der Veröffentlichung von Sitara und der Weg dorthin – überraschende Ignorieren der offensichtlichen literarischen Verdrängung unterdrückter Triebwünsche bei dem Pastor a. D. werden nach den Nachweisen der Widersprüche und Ambivalenzen in Schmidts Rezeption als Schreibstrategien und didaktische Wirkungsimpulse entschlüsselt, die alle Schriften Schmidts als politischen Großroman umrahmen, in dem auch ein Gustav Frenssen aus dokumentarischen Gründen nicht fehlen darf. Zudem könnte die Studie der bislang vernachlässigten Forschung zu Schmidts Spätwerk Die Schule der Atheisten neue Impulse liefern: Der naheliegende Ansatz, Schmidts Vision eines „Eiderreservates“ im Jahre 2014 auf die Schauplätze von Leben und Literatur Frenssens – vor allem aber dessen opus magnum, den von Schmidt so gelobten Otto Babendiek – zu beziehen, führt zu vielen neuen und überraschenden Ergebnissen.