Esra
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Die große Teile ihrer Generation mitreißende Jugendbewegung hat nicht nur die liberalen und sozialistischen Juden in Deutschland miterfasst, sondern auch die Jugend des orthodoxen Judentums. 1919 wurde Esra gegründet, ein orthodox-jüdischer Jugendbund, über den bisher auch in der Fachliteratur nur wenig bekannt ist. Die orthodox-jüdische Jugend musste besondere und tiefgreifende Konflikte bewältigen, denn mit ihrem Traditionalismus vertrug sich der Aufschwung zu neuen Ufern wenig. Das Gebot, seine Eltern zu ehren, passte nicht zu dem tiefen Generationenkonflikt, aus dem die Jugendbewegung entstand. So ist die Geschichte des Esra eine Geschichte einer konfliktreichen Selbstfindung. Der Esra verstand sich als Jugendbewegung und hatte demnach eine gesellschaftserneuernde Tendenz. Die Erneuerung, die der Esra forderte, war aber eine Rückkehr zum „Leben nach dem Gesetz der Väter“, das ein erheblicher Teil der damals lebenden jüdischen Generation verlassen hatte. Der Esra zerfiel 1932/33, als die wirtschaftlichen und politischen Lebensbedingungen für Juden immer schlechter wurden und der Zionismus vielen als die Realisierung der Ziele der jüdischen Jugendbewegung erschien. Es darf als seltener Glücksfall bezeichnet werden, dass ein ehemaliges Mitglied des Esra, der in Jerusalem lebende Rabbiner Dr. Benjamin Benno Adler, nach etwa 50 Jahren die Geschichte dieses Jugendbundes rekonstruiert hat, gestützt auf die fast vollständig erhaltenen Dokumente und auf viele Interviews mit anderen ehemaligen Esra-Mitgliedern. Hier wurde ein bislang kaum beachtetes Kapitel der Geschichte der Weimarer Republik geschrieben.