Der Vampirglaube in Südosteuropa
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Studien und Abhandlungen zum Vampir gibt es wahrlich zur Genüge. Doch die meisten dieser Arbeiten handeln nur oberflächlich vom Vampirglauben der Balkanhalbinsel und beschränken sich im wesentlichen auf eine Darstellung der Vampirfigur in der mittel- und westeuropäischen Literatur. Fatalerweise werden aber die Ergebnisse dieser Studien zu einer Kunstfigur, die nur die selektive Rezeption des Volksglaubens ist, auf den volkstümlichen Vampir übertragen – mit fatalen Folgen, nährt dieses Vorgehen doch falsche Vorstellungen und groteske Vorurteile. Ein Rückgriff auf die reiche ethnographische und anthropologische Forschungsliteratur Bulgariens, Rumäniens oder Mazedoniens ist ebenfalls nicht unproblematisch. Allzu oft wird nationale Nabelschau betrieben, ohne die Zusammenhänge dieses gesamtbalkanischen Volksglaubens zu berücksichtigen, und fehlende Übersetzungen in die Wissenschaftssprachen Mittel- und Westeuropas erschweren den Zugang für viele Interessierte ganz erheblich, machen ihn sogar unmöglich. Die vorliegende Arbeit des Bonner Historikers und Balkanologen Peter Mario Kreuter legt den Schwerpunkt ausdrücklich auf den Volksglauben an den Vampir. Im Zentrum steht der todbringende Wiedergänger Südosteuropas und seine Stellung im Glauben der Menschen. Unter Einarbeitung der südosteuropäischen Spezialliteratur und der Traktatliteratur des 18. Jahrhunderts untersucht er den Vampirglauben in Hinblick auf die Fragen nach seiner Genese, nach seiner Bedeutung und nach seinen Funktionen für die Gesellschaften der Balkanvölker. Dabei wird das historische Umfeld des Osmanischen Reiches ebensowenig außer Acht gelassen wie eine Erörterung der Stellung von Sterben, Tod und Jenseits im religiösen Kontext Südosteuropas. Ein weiterer Vorzug der Arbeit ist die bewußte Ausarbeitung und Abgrenzung der Vampirgestalt von verwandten Monstern und Dämonen. Vor allem aber ist die Studie komparatistisch angelegt und nimmt ausdrücklich Bezug auf die Arbeiten von Religionswissenschaftlern, Orientalisten, Linguisten, Medizinern, Theologen und Anthropologen.