Heinrich von Kleist und der Gebrauch der Zeit
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Eine Tageszeitung „für alle Stände des Volkes“ zu machen, war einer der vielen wagemutigen Pläne Heinrich von Kleists und einer der wenigen, die Wirklichkeit wurden. Die Berliner Abendblätter von 1810/11 sind das letzte große Projekt eines großen Projektemachers. Mit der vorliegenden Studie werden sie zum ersten Mal seit den 30er Jahren Gegenstand einer eigenen Monographie. Die Studie beschränkt sich nicht darauf, einzelne Texte aus dem Publikationskontext herauszulesen, sondern richtet ihr Interesse auf das allmähliche Verfertigen der Texte zwischen Drucksatz und Deadline – auf die MachArt der Berliner Abendblätter. Kennzeichnend für Kleists Zeitung ist ein Verweisspiel zwischen Texten unterschiedlichsten Zuschnitts – etwa zwischen Polizeibericht und ästhetischem Traktat. Von diesem Verweisspiel her werden auch prominente Texte Kleists auf überraschende Weise in den medialen Kontext ihres ersten Erscheinens zurückgestellt. Dabei erweisen sich die populären Strategien der Abendblätter als praktizierte Antithese zu zeitgenössischen Bildungsmodellen: Aus der ästhetischen Zeiterfahrung der Romantik wird mit den Abendblättern ein Experiment auf den medialen Gebrauch der Zeit.