Aktionen als Non-Profit-PR
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Ein riesiges Transparent auf einem AKW-Kühlturm oder aneinandergekettete Aktivisten, die ein Werkstor blockieren – jeder kennt solche Aktionen. Die Medien berichten davon und die Leute reden darüber. Aber: Wie interessant ist die x-te Kletteraktion wirklich noch? Und wie passt das Image des wild entschlossenen Verhinderers zu einer Organisation, deren Experten sich mit Vertretern der Wirtschaft an einen Tisch setzen, um konstruktive Lösungen zu erarbeiten? Dieses Buch geht der Frage nach, wie Aktionen wirken und ob sich die Wirksamkeit dieses von zahlreichen Non-Profit-Organisationen eingesetzten PR-Instruments verändert hat. Gegenstand der Untersuchung sind dabei die Aktionen von Greenpeace, der weltweit bekanntesten „aktionistischen“ Umweltschutzorganisation. Anhand von Greenpeace Österreich durchgeführter Aktionen werden die Funktionen, die die Aktion für die veranstaltende Gruppe und für die gesamte Gesellschaft hat, durchleuchtet. Von einem systemtheoretischen Ansatz ausgehend beschreitet die Autorin kommunikationswissenschaftliches Neuland: Erstmalig wird die Aktion als eigenständiges Mittel der Öffentlichkeitsarbeit definiert und systematisch analysiert. Zur theoretischen Fundierung dienen neueste Erkenntnisse aus der PR-Kampagnenforschung. Als Methode kommen mündliche Einzelinterviews mit Vertretern ausgewählter Teilöffentlichkeiten – Repräsentanten der Wirtschaft und von staatlicher Stellen, Mitarbeiter von anderen Umweltschutz-Organisationen und von Greenpeace selbst – zum Einsatz. Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse. Das Ergebnis zeichnet ein differenziertes Bild der Wirkungen der Aktion als PR-Instrument. So erzielen Aktionen zwar gute Medienberichterstattung und erregen Aufmerksamkeit, können Inhalte allerdings nur verkürzt vermitteln. Die Aktionsteilnehmer werden als „Helden“ bewundert, ihr Image widerspricht jedoch der Selbstdarstellung der Organisation als sachlich und seriös. Aktionen dienen als Markenzeichen – aber nur, wenn andere Gruppen nicht die gleichen Aktionsformen einsetzen. Die Verschlechterung der Wirtschaftslage führt dazu, dass selbst gelungene Aktionen das Interesse an Umweltthemen immer schwerer wecken können. Die aus der Untersuchung der Greenpeace-Aktionen gezogenen Schlussfolgerungen zeigen dem im Non-Profit-Bereich tätigen PR-Praktiker auf, welche Chancen und Risiken sich durch den gezielten Einsatz aktionistischer Formen ergeben. Im Rahmen der kommunikationswissenschaftlichen Forschung leistet dieses Buch einen Beitrag zur Erfassung und Erklärung des „Mediums Aktion“ im Spannungsfeld zwischen Idealismus und Professionalisierung, zwischen alternativer und etablierter Öffentlichkeitsarbeit.