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Die thematisch breit gefächerten Beiträge reichen von interdisziplinären essayistischen Überblicken zu minutiösen Einzelinterpretationen literarischer Werke. Leitfragen sind: Literarische Strukturen in der Bibel und ihre theologische Aussage; die Umformung biblischer und theologischer Elemente in säkularer Literatur und deren Rückwirkung auf den dichterischen Text; Eigenart und Sinn der Geisteswissenschaften. Durchgehend wird die Dialektik der Kulturbewegung und die Rolle von Wissenschaft, Kunst und Literatur in ihr anvisiert. In den Blick kommt etwa die Artikulation des Gewissens in Bibel und antiker Tragödie; literarische Geschlechterphilosophie in der Literatur, der Streit der 'zwei Kulturen' (Charles Percy Snow) im Erzählprozess, die moralische Katastrophe der Wissenschaft in der Gaskriegführung des Ersten Weltkriegs oder die verschlungene Geschichte des Freiburger Universitätsmottos, eines Christusworts am weltlichen Wissenschaftstempel. Selbstreflexiv bedenkt Kaiser sein eigenes Christentum als spezifische Ausprägung der grundsätzlichen VorausSetzungshaftigkeit hermeneutischer Erkenntnis. Auch der glaubt etwas, der nichts glaubt. Das nicht zur Kenntnis zu nehmen, erzeugt nicht Objektivität, sondern wissenschaftliche Betriebsblindheit. Obwohl alle Arbeiten nach 1990 entstanden sind, bilden sie die Summe eines langen, auf deutliche Positionsbestimmungen angelegten Gelehrtenlebens. Ein nachträglicher Beitrag zum Jahr der Geisteswissenschaften.