Die Sustentatioszene auf stadtrömischen frühchristlichen Sarkophagen
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Johannes Laichner setzt sich mit einem Bildthema der frühchristlichen Sarkophagkunst auseinander, das bisher in seiner inhaltlichen Ausdeutung sehr zwiespältig dargelegt wurde: Die Sustentatioszene - eine weibliche Oransfigur wird von zwei männlichen Gestalten rechts und links an ihren erhobenen Händen gestützt. Die Sustentatioszene findet sich fast immer inmitten der bewegt geschilderten Wunderszenen Christi, nur bei Riefelsarkophagen kann sie unter Umständen auch als einziges Bild am Kasten erscheinen. Der Autor weist anhand eines Bilderkataloges von 55 Sustentatioszenen auf frühchristlichen stadtrömischen Sarkophagreliefs nach, dass in den meisten Fällen zumindest eine physische Berührung der Orans an Schulter, Arm oder Hüfte durch die Begleiter angedeutet ist. Ausgehend von der in der aktuellen Forschung anerkannten Deutung der Orans als „anima salvata“, als Allegorie der sich aus Sehnsucht nach Gott verzehrenden Seele einer verstorbenen Person, werden die beiden Begleiter von Beginn an für die Interpretation der Sustentatioszene berücksichtigt. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis dieser frühchristlichen Bildkomposition. Für den Autor stellt die Oransfigur die Seele eines Verstorbenen dar, die beim göttlichen Gericht auf den Beistand und die Fürsprache von besonderen Begleitern zählen darf. Die zwei Männer sprechen mit der Autorität der Hl. Schrift und treten beim göttlichen Richter für den Verstorbenen ein. Sie versuchen (analog zum Parakletenamt Christi in Joh 14,16) der Seele im Angesicht Gottes fürsprechend beizustehen. Der Autor beleuchtet die Sustentatioszene als wichtiges Motiv des frühchristlichen Bildrepertoires und lässt die frühchristliche Orans und ihre Deutung in einem neuen Licht erscheinen.