Die drei Leben des Gustav F
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Einige Zeitgenossen sahen in dem ehemaligen Pastor Gustav Frenssen einen Naturalisten, der das oft etwas mitleidig belächelte Gebiet der Heimatdichtung zur literarischen Größe emporgeführt hat, der gekonnt Predigt und Erzählung zu einer neuen Gattung zusammenschweißte, der Landschaften, Begebenheiten, Menschenschicksale voll Bildkraft, Bildfülle und Wärme veranschaulichen konnte. Einzelnen galt er schlicht als Kulturkonservativer und Verkünder der Anti-Moderne. Wieder einige vermeinten in ihm nur einen naiven, an der Marlitt geschulten Poeten, einen Manieristen voll falschen Scheins, kurz, eine abzutuende 'Tagesberühmtheit' zu erkennen. Dass er sich von den Nationalsozialisten nach deren Machtübernahme 1933 flugs auf den ihm dargebotenen Schild heben und auch selbst die Fahne kräftig mit deren Propagandawind wehen ließ, dies machte ihn wiederum für andere gleich als Wegbereiter des Ganzen verantwortlich. Frenssen zählt mit einer Auflagenhöhe von rund 3 Millionen Exemplaren in Deutschland und mit Übersetzungen in 16 Sprachen zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellern in der ersten Hälfte des 20. Jh. Im Ausland galt er viele Jahre als einer der hervorragenden Vertreter der neuen deutschen Literatur, der äußerst geschickt politische Themen der Zeit (u. a. Kolonialkrieg, Weltkrieg, Ruhrbesetzung, Höfesterben) und gesellschaftliche Strömungen (liberalerer Umgang mit der Sexualität, freigeistiges Christentum) aufnahm und sie, trotz gelegentlicher trivialer Sprachklischees und deren Versatzstücke, mit einem wesentlich modulierenderen zum Teil gar innovativen Sprachduktus zu beschreiben verstand. Im Kontext der zeitgleich entstandenen Trivial-/Unterhaltungsromane erheben sich Frenssens Werke um Längen über dergleichen, ohne jedoch in den Bereich der ersten Garde der Romanciers ganz vorzudringen. Die erfolgte Anwartschaft auf den Literaturnobelpreis erschien zwar folgerichtig, fo lgerichtig war aber auch, dass er ihn letztlich nicht erhielt. Die Chronik ist in ihrer Auswahl für den Leser als handliches Hilfsmittel zur zuverlässigen Orientierung und mit drei Registern und Quellenverzeichnis als wissenschaftliches Nachschlagewerk gedacht. Wichtige Daten, die zur Darstellung von Frenssens Existenz als Mensch und seiner Entwicklung als Autor exemplarisch sind, werden in Form einer tabellarischen Kurzbiographie verfügbar, ergänzt durch eine reiche Auswahl an Selbstzeugnissen vor allem aus Werken und Briefen.