Die Steinbilderbibel der St. Annenkirche zu Eisleben
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Unweit ihrer viel besuchten Lutherstätten birgt die Stadt Eisleben einen besonderen Schatz. In der das Stadtbild beherrschenden, der Bergbauheiligen Anna geweihten St. Annenkirche am Nordrand der Neustadt ist die sogenannte Steinbilderbibel ein Ausstattungsstück von weit überregionaler Bedeutung. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, einer Zeit also, in der sich nach dogmatischen Streitigkeiten die lutherische Lehre durchgesetzt hatte. Das sehenswerte Werk stammt vom noch wenig bekannten Bildhauer Hans Thon Uttendrup aus Münster. Er schuf Relieffelder für die Sandsteinbrüstung des Chorgestühls. Diese Brüstung ist im mitteldeutschen Gebiet einzigartig und verkörpert eine bemerkens- und besuchenswerte Leistung der Renaissanceplastik. Die Chorgestühlsbrüstung besteht aus drei Blöcken mit je fünf Feldern, drei Blöcken mit je vier und einem Block mit zwei Feldern. Den Altar einschließend, umziehen diese Blöcke den Chor in bilderbuchhaft erzählender Folge von der Nord- zur Südseite. Zwei Drittel einer jeden Tafel füllt eine volkstümliche figurale Darstellung, eine Kartusche im unteren Drittel erklärt das jeweils Gezeigte. Von den insgesamt 29 Relieffeldern haben 23 alttestamentliche Szenen aus den Büchern Mose, Josua und Richter zum Inhalt, die durch die Reliefs auf dem ersten und letzten Block in Beziehung zum Neuen Testament gesetzt werden. Es handelt sich um ein protestantisches Bildprogramm zur Anschauung, Belehrung, Überzeugung und Vergewisserung. In dieser zweiten erweiterten Auflage sind alle Tafeln nicht nur exzellent ins Bild gebracht, sondern jede einzelne wird sowohl in kunsthistorischer als auch in theologischer Sicht interpretiert und in größere Zusammenhänge gestellt.