Langfristige Effekte der Arbeitsmigration in der südeuropäischen Peripherie
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Vor fünfzig Jahren schlossen die Regierungen von Portugal und der damaligen Bundesrepublik einen Anwerbevertrag. Schon damals hatte eine Flut von Publikationen über das Leben von Gastarbeitern in Westdeutschland und in ihren südeuropäischen Herkunftsgebieten eingesetzt. Was aber ist aus den wirtschaftsperipheren Abwanderungsgebieten seither geworden? Ist demographische „Gesundschrumpfung“ geglückt oder befinden sie sich weiter in einer „Abwärtsspirale“? Darüber ist fast nichts zu erfahren. An einem Beispiel der nordportugiesischen Gebirgsregion Barroso wird gezeigt, wie die Lebenslage zur Zeit des Aufbruchs war, welches Image ein solches Gebiet in der gebildeten urbanen Gesellschaft des Landes hatte, wie die Entwicklung bis heute verlaufen ist. Das Untersuchungsgebiet kann als repräsentativ für das nordöstliche Viertel des Landes gelten. Statistische Daten seit 1911 und ältere Dokumente belegen, dass die Abwanderung „nach Europa“ Teil eines säkularen Emigrationsprozesses ist, der seit den 1960er Jahren auf neue Ziele gerichtet und als temporär beabsichtigt war. Die Schwerpunkte der Untersuchung liegen auf Demographie, sozio-ökonomischer Struktur, Agrarstruktur und Siedlungsentwicklung. Vielerlei Quellen wurden genutzt, von historischen Reiseberichten und einem älteren nationalen Reiseführer über Belletristik und Statistiken, Fachliteratur und thematischen Karten bis zu unveröffentlichten Berichten über die derzeitige soziale Problematik. Was die Daten der Statistik konkret bedeuten, wird mit Farbkarten der Gebäude- und Flurnutzung aus den 1960er Jahren und rezenten Nachkartierungen gezeigt. Eine reiche Fotodokumentation veranschaulicht, was schwer vorstellbar ist. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist nicht monokausal zu erklären. Als sehr wichtig erwies sich auch der Beitritt Portugals zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1986, denn durch die veränderten Wettbewerbsbedingungen im ungemein erweiterten Vergleichsrahmen erfuhr das regionale Produktionspotential eine starke Abwertung. Das Ergebnis der Untersuchung ist, dass die bisherigen Maßnahmen mit EU-Unterstützung nur palliativ wirkten. Nach tiefgreifendem Strukturwandel bestehen weiter kaum lösbare Probleme - nur in veränderter Form. Auf der Grundlage realistischer, ungeschönter Annahmen lassen sich bisher nicht ergriffene Maßnahmen erdenken. Für Interessenten, die nicht Deutsch sprechen, erlauben ein Glossar und Zusammenfassungen in Englisch, Französisch und Portugiesisch die Vorstellung vom Inhalt der Studie.