Der Weg und die Wegweiser
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In der zweieinhalb Jahrhunderte währenden Edo-Zeit (1603–1867) mit ihrer 4-Klassen-Gesellschaft (Samurai/Bauern/Handwerker/Kaufleute), kannte Japan nur eine differenzierte, standesgebundene Erziehung. Staatsideologie war die Auslegung der chinesischen Klassiker durch den (Neo-)Konfuzianisten Chu-Hsi. Die konfuzianisch geprägte Sittenlehre betonte neben Loyalität, Kindesliebe und pflichtkonformem Verhalten auch die untergeordnete Rolle der verheirateten Frau mit den „drei Unterwerfungen“ (im Verhältnis zu Schwiegereltern, Ehemann und Kindern). Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine aufklärerische, synkretistische Bewegung der Volkserziehung, die „Lehre vom Herzen“ (Shin-gaku), welche konfuzianische Dogmen unter Einbeziehung von Buddhismus und Shintoismus in leicht verständlicher Sprache – abgestellt auf das Alltagsleben des einfachen Volkes – propagierte. Im Mittelpunkt stand das Bemühen um die Erkenntnis des „Herzens“ als einer jedem Menschen eigenen (guten) „Ur-Natur“ mit dem Ziel, den Menschen so mit dem alles Sein tragenden „Weg des Himmels“ in Einklang zu bringen. Das Schrifttum zu den thematisch ein gesamtes Menschenleben ansprechenden Ethik-Geboten umfasst neben theoretischen Ausführungen, Vorträgen, volksnahen Erzählungen, Parabeln und Predigten auch 31-silbige Moral-Gedichte („Gedichte über den Weg“). Der Band stellt auf diese, häufig durch Illustrationen verdeutlichten Gedichte ab und ordnet sie, in alphabetisch-thematischer Reihung, zu einem illustrierten Wörterbuch japanischer Ethik-Konzepte der Vormoderne.