Literatur und Sprache des Pietismus

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Die Wirkungen des Pietismus, der im 17. und 18. Jahrhundert die Mehrheit der deutschen Bevölkerung erfasste, auf die deutschsprachige Literatur zwischen Sturm und Drang und Romantik sind in Umrissen erforscht. Diese Einflüsse erklären grundlegende Unterschiede zu europäischen Nachbarkulturen, die spezifische Eigenart der deutschen Aufklärung, erste Ansätze zu konfessioneller Toleranz, auch gegenüber Juden, sowie Traditionen empfindsamer Innigkeit und inspirativ-ekstatischer Poetologie. Im Gegensatz zu theologischen Ansätzen sind literaturwissenschaftliche Zugriffe auf das pietistische Schrifttum, die Lyrik, Lebenszeugnisse, Bibelübersetzungen sowie die spezifische Sprache und Argumentation des Pietismus noch rar. Eine Auswahl relevanter Pilotstudien des Genfer Germanisten und seiner ehemaligen Göttinger Schüler soll dieses Defizit verringern. Das Verhältnis zur Aufklärung wird neu vermessen, und Gedichte von Autoren wie Hoburg, Haug, Rock, Zinzendorf und Tersteegen zeigen, dass starke literarische Anregungen vom radikalen Flügel des Pietismus und seinen hermetischen Traditionen ausgehen. Charakteristische Gattungen, Denkvorgaben und Sprachprägungen werden analysiert, christlich-jüdische sowie deutsch-amerikanische Interaktionen reflektiert, und oft übersehene literaturgeschichtliche Zusammenhänge werden beleuchtet.