Fischerleben im Wandel der Zeit
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„Nach durchzitterten Nachtstunden, mit kurzen, ohnmachtsähnlichen Phasen, aus denen Biederstaedt immer erneut hochschreckte, holten sie ihn. Seit langem hatte er sein Wasser lassen müssen. Der Posten verzog keine Miene, als er auf seine Not aufmerksam machte. In dem Zimmer, in das sie ihn brachten, ruhten auf nicht aufgedeckten Ehebetten zwei Offiziere, in Uniform. Sie lagen mit ihren schwarzen, neuen Stiefeln und schliefen. Grelles Licht blendete ihn. Der Dolmetscher fragte, wem er die Pistole abgekauft und wie viel Fische er dafür bezahlt hat. Seine Erklärungsversuche beantwortete der Mann in Zivil mit Fußtritten. Fritz schaute hilfesuchend nach den beiden Männern, die sich, gleichmäßig schniefend, auf den grünen Steppdecken räkelten. Auf wen er habe schießen wollen. Fußtritte. Er solle die Fragen korrekt beantworten und nicht wie ein Weib lachen. Schließlich bedeuteten sie ihm, er stünde vor einem sowjetischen Militärgericht und solle endlich die Wahrheit sagen. Zum hundertsten Mal, wie ihm vorkam, antwortete Fritz: „Ich habe Wild gejagt!“ Diese Lügen würden sie ihm schon noch austreiben. Wer unter seiner Führung auf Sowjetoffiziere geschossen hätte. Fritz kniff die Augenlider zusammen. „Sagen sie die Wahrheit!“ Der Zehnerukas sei ihm ohnehin gewiss, so oder so. Er sah ein, es war zwecklos, sich zu verteidigen.“ Die meisten dieser Geschichten hat mir Fritz Biederstaedt erzählt, mit dem ich jahrelang zusammenarbeitete. Nächtelang plauderte er freimütig, während wir gemeinsam an den damals noch üblichen Handwinden standen um das Zugnetz heranzuziehen. Ich bemühte mich, nahe bei der geschichtlichen Wahrheit zu bleiben. Eingebettet in die dramatischen Ereignisse zwischen 1920 und 1992 kann der Leser nacherleben, wie es nicht nur den Fischern vom Tollensesee erging.