Mischehe
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Eine wahre Geschichte gab den Anstoß: Im Nizza der neunziger Jahre verschwindet ein neunjähriger Junge, der Sohn des Ehepaars Jean-Christophe und Claude Cottard. Obwohl die Leiche des Kindes nie gefunden wird, macht man dem Vater, einem wohlhabenden Tierarzt, den Prozess. Aus Protest gegen den Scheidungswunsch und die Behauptung seiner Frau, das Kind sei von ihrem jüdischen Liebhaber, ergreift Cottard drastische Maßnahmen: Den Jungen zwingt er, eine Hakenkreuzbinde zu tragen, an sich selbst vollzieht er eine brutale Beschneidung. Diese Umstände verwundern und faszinieren den Erzähler, der seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Judentum zum eigentlichen Thema des Romans macht. Denn hinter den grotesken Kämpfen der Cottards steckt mehr als nur ein Familiendrama für die Klatschspalten. Aus der Skandalmeldung eines wahren Verbrechens macht Weitzmann Literatur, indem er sich den Figuren bis ins Innerste nähert und auch seinen Erzähler schonungslos mit seiner Familiengeschichte und seiner jüdischen Identität konfrontiert.