4 1/2 Ossis suchen Ihr Glück
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Vier echte Ossis und ein aus Münster zugereister Wossi finden sich zufällig und suchen nach der Wende im entfernten Litauen ihr Glück im freien Unternehmertum – und scheitern allesamt nach wenigen Jahren. Glaser und Binder, wie sich der Autor und sein Lebensgefährte im Roman nennen, versuchen mit Kunstblumen den litauischen Markt zu erobern und dort Wohnungen, Büros und Ausstellungen mit dem Schein des Schönen zu dekorieren. Es sind kleine Brötchen, die da als Gewinn zurückfließen und der Traum vom Reichwerden wird schließlich zum Überlebenskampf und verblüht schneller als die Blumen, die beide anpreisen. Und das alles in einem Land voller Hass auf alles Russische, wo sich gerade erst trennt, was nie zusammen wachsen sollte, wo fehlende Staatlichkeit von der Mafia ausgefüllt wird, wo Dollar und D-Mark der Dietrich für alle Behördentüren sind. Es ist eine köstliche Lektüre, die uns der Schweriner Autor Günter Lehmann da vorsetzt. Er bindet den Leser gefühlsmäßig ein in das Wechselhafte und Zufällige dieses Unterfangens. Man wünscht beiden den Erfolg, leidet und freut sich mit z. B. beim Durchqueren der Ländergrenzen mit ihrem VW-Transporter, vorbei an Zöllnern mit großen Händen, beim Finden von geeigneten Läden und Kommissionshändlern. Sehr fein sind dabei die Menschen gezeichnet, die ihre Wege kreuzen. Geschickt bindet der Autor eigene Lebensabschnitte vor allem der letzten Jahre in der DDR ein. Im Kulturbereich tätig beschreibt er seine geistige Leidenszeit, der misslungene Versuch der Staatssicherheit ihn zu instrumentalisieren bis hin zu seiner Verurteilung und Inhaftierung wegen Staatsgefährdung. Wohltuend für den Leser ist das Fehlen von Hasstiraden auf STASI und DDR, kein allgemeines Verzeihen zwar, aber Verständnis für das Handeln seiner Gegner aus dem Zeitgeist heraus. Als Leser fragt man sich, warum man bereits nach wenigen Tagen mit den 408 Seiten des Buches durch ist. Es hätten jetzt auch noch 150 Seiten mehr sein können. von Peter Schneider Der Ästhetik der Sprache folgend gelingt es dem Autor mit jeweils wenigen Worten beim Leser eine Vielzahl von Bildern, Vorstellungen und Zusammenhänge zu fördern und damit Spannung wie auch Flüssigkeit zu erzeugen. Die tragikomischen Geschehnisse der unternehmerischen Odyssee sind lebendig, lustig und erheiternd beschreiben und oftmals ertappt sich der Leser bei einem herzhaften Lachen. Dem Autor wäre es zu vergönnen, wenn sein Roman als Hörbuch oder auch als Film eine weitere Verbreitung finden würde.