Das Recht der starken Männer
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Ich schreite langsam die Stufen im Eingangsbereich hinauf und stehe lange vor der mahnenden Tafel. Wie muss es wohl den 210 Todeskandidaten ergangen sein? Zum Tode verurteilt, weil sie mutig ihre Meinung sagten! Ein schrecklicher Gedanke! Schweren Herzens hatte ich schon einmal diese Stufen erklommen; damals allerdings an Händen und Beinen gefesselt. Das war vor 50 Jahren. Die Odyssee, die hier begann, wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Mein Name ist Andreas Falkenberg. Ich wurde 1939 zu Anfang des Krieges in Oberschlesien geboren. Meine Mutter hatte mich seit meinem fünften Lebensjahr über Jahre hinweg zu sexuellen Handlungen benutzt. Erst als ich älter wurde, habe ich mich dagegen gewehrt, denn in der Zwischenzeit wusste ich, worum es ihr in Wirklichkeit ging. Ich begann, mich vor meiner Mutter zu ekeln, und meine zwei Geschwister machten komische Andeutungen. Mit fünf Jahren sperrte sie mich im Kohlenkeller ein, weil ich immer 'unartiger' wurde – so drückte sie sich jedes Mal aus. Ich machte jedes Mal vor Angst fast in die Hose. Eine Angst, die mich permanent erfasste, wenn sie in meine Nähe kam. Diese furchtbare Angst begleitete mich das halbe Leben und war für mich nur mit Alkohol zu betäuben, wie ich später 'erleichtert' feststellte. Mit 15 Jahren war ich schließlich süchtig. Zur Schule ging ich nicht mehr und holte mir lieber eine Flasche aus dem Weinkeller unserer Hauswirtin. Bis ich eines Tages erwischt wurde. Da ich, so das Jugendamt, zu verwahrlosen drohte, entschied die Behörde, gegen mich die vorläufige Fürsorge zu verhängen. Ich verbrachte über drei Jahre im Heim. Auch hier litt ich unter sexuellen Übergriffen. Doch dem nicht genug. Jahre später wurde ich nach einem unerlaubten Entfernen von der Truppe in der Bundeswehr wegen Fahnenflucht zu einer Gefängnisstrafe von 15 Monaten ohne Bewährung verurteilt.