Himmlisch geerdet
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„Menschenfurcht Ich schreibe über einen Mann in meinem Alter, einen dynamischen Mann der Wirtschaft. Jeder Sonntagmorgen dieses Mannes läuft gleich ab: Es beginnt vor dem Kleiderschrank. Der Mann würde manchmal ganz gern in ausgebeulten Jeans in den Gottesdienst gehen. Regelmässig legt aber seine Ehefrau ihr Veto ein und drängt ganz zurückhaltend auf schickliche Kleidung. Draussen im Geschäftsleben ist er anerkannt, zu Hause liebevoll geduldet und geführt. Unser Mann fährt BMW, einen ganz schmucken, ohne Typenbezeichnung, damit dem Betrachter bezüglich Motorisierung alle Phantasien offen bleiben. Für nüchterne Kenner: es ist ein X1 xDRIVE 2,8i ng(i steht für intelligent, ng für nicht geleast)). Der Mann fährt diesen BMW gerne, solange niemand von der Gemeinde das merkt. Unser Mann kennt im Übrigen keine Anlageprobleme, das Geld steckt im Auto. Im GD-Raum stellen sich dem Mann neue Probleme. In welche Reihe soll er sich setzen. Die erste ist durch Leiter besetzt, die zweite Reihe wird von altgedienten Gemeindeangehörigen mit Dienstalter über 25 Jahren besetzt. Der Mann entscheidet sich für die vierte Reihe, nicht auffallend, aber doch im Gesichtsfeld des ständig seine Schäflein beobachtenden Gemeindeleiters. Es kommt wie es kommen muss: Unser Mann hat Mühe, die richtige durchschnittliche Winkerei zu praktizieren. Der Mann ist verunsichert, schaut nach links und nach rechts. Soll er Bariton, Bass oder gar Machosopran singen, damit er nicht auffällt. Oder etwa gar nicht. Soll er die Augen schliessen? Er entscheidet sich für die einäugige Version. Der biedere Durchschnitt in der Gemeinde ist wichtig für den Zustrom der Kunden unter der Woche. Nach dem GD wird noch Gebet angeboten. Der Mann würde gerne zu der sympatischen Schwester ganz rechts gehen, aber er weiss nicht ob sich das schickt. Er will auch nicht zu häufig Gebet beanspruchen, sonst heisst es noch er habe Probleme. Wen er auch ausliest, die andern werden beleidigt sein, weil er sie nicht berücksichtigt hat. Was ich von diesem Mann erzählt habe gilt nicht mehr. Er hat in den letzten Monaten enorme Fortschritte auf sein Lebensziel hin gemacht: HEITERE GELASSENHEIT.“