Blutwurz
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Franz Detterbeck kann nichts wegwerfen! Alles hebt er auf. Ständig verliert er sich in Nebensächlichkeiten oder träumt sich zurück in die Fünfzigerjahre. Er schwärmt von Italien, sitzt aber ständig auf seiner Terrasse und trinkt Weißbier. Er hat 25 Kilo Übergewicht – und ein großes Herz. Detterbeck lebt in der Karpfenteichsiedlung, am Stadtrand von München. Ausgerechnet in diesem kleinbürgerlichen Wohngebiet soll ein Haus für ehemalige Drogenabhängige eröffnet werden. Das wollen die Anwohner unter allen Umständen verhindern. Sie sehen ihre friedliche Existenz bereits von Dealern, Junkies und Kriminellen bedroht, mehr noch, sie fürchten, ihre Grundstücke könnten an Wert verlieren. Allein Detterbeck hat ein Einsehen. Vor der versammelten Siedlerschaft spricht er sich für die Einrichtung des Rehabilitationszentrums aus. Schon das nimmt man ihm übel – aber dass er sogar mit den Betreibern des Hauses redet, ist in den Augen seiner Mitbürger blanker Verrat. Plötzlich steht er außerhalb der Gemeinschaft. Nicht einmal mehr in Irmis Imbiss, dem wichtigsten Nachrichtenumschlagplatz der Siedlung, kann er sich blicken lassen. Vollends ins Abseits gerät Detterbeck, als ein Mord geschieht. Zwar war der Tote ein so halbseidener Zeitgenosse, dass ihn die Siedler erst seit seinem tragischen Ende als einen der ihren betrachten, aber umgebracht wurde er von einem aus dem Drogenhaus! Das steht für die Bewohner der Karpfenteichsiedlung ebenso fest, wie die Tatsache, dass sich Detterbeck mit drogensüchtigen Mördern gemein gemacht hat! Ihn trifft eine Mitschuld; er gehört nicht mehr in ihre Siedlung! Aber Detterbeck will nicht weg. Er hat sein ganzes Leben hier verbracht. Er kennt die Siedlung wie kein Zweiter. Vor allem kennt er die Siedler. Und so merkt er nach und nach, dass auch in dem Mordfall vieles anders liegt, als es auf den ersten Blick erscheint …