Bis zum absoluten Nullpunkt des Seins
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Es war einmal im 24. Jahrhundert: Auch Science-Fiction wird in der Vergangenheitsform erzählt. Die hier versammelten Sci-Fi-Kurzgeschichten (sowie zwei Essays) von Kurd Laßwitz (1848 – 1910) sind sogar im doppelten Sinne vergangene Zukunft, denn sie wurden vor mehr als hundert Jahren niedergeschrieben. Laßwitz wurde schon als „deutscher Jules Verne“, ja sogar als „Vater der deutschen Science-Fiction“ bezeichnet – im Gegensatz zu Zeitgenossen wie Jules Verne oder H. G. Wells ist er jedoch ein vergessener Genre-Pionier. Denn den meisten ist gar nicht bewusst, dass die wissenschaftliche Phantastik made in Germany nicht erst mit Hans Dominik begann, sondern schon 50 Jahre früher. Der promovierte Physiker, Gothaer Gymnasiallehrer und Feierabend-Romancier Laßwitz war Traditionsstifter und Trendsetzer zugleich. So erschien sein Mars-Attacks-Szenario „Auf zwei Planeten“ ein Jahr vor dem bis heute populären Wells’schen Spektakel „Krieg der Welten“ („War of the Worlds“). Tatsächlich hat Laßwitz nicht nur viele spätere Schriftsteller-Kollegen nachhaltig beeinflusst, allen voran etwa Georg Heym und Arno Schmidt. Dass Weltraumpioniere wie Eugen Sänger oder Wernher von Braun seit den 1920er Jahren erste Versuche mit ballistischen Raketen anstellten, darf man ebenfalls als Teil der frühen Laßwitz-Rezeptionsgeschichte interpretieren. Heutzutage würde man die technisch wie auch gesellschaftlich durchdachten Instrumente der Laßwitz’schen „modernen Märchen“ bzw. „Bilder aus der Zukunft“ als „Hard Science Fiction“ bezeichnen, wenn nicht sogar als „Science Fiction Prototyping“. Ob neuartige‚ unmögliche‘ Materialien („Stellit“), bildgebende Verfahren zum Sichtbarmachen von Gedanken, Anti-Gravitation, Geist wie Materie bezwingende Psi-Kräfte oder die tiefgreifende Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums, um mit Überlicht-Geschwindigkeit den gekrümmten (!) Raum zu durchdringen: noch der heutige Leser ist verblüfft über die Modernität vieler Konzepte.